Heute wird es philosophisch auf Homemade Finance.
Du bist vielleicht in Entrüstung wegen des Titels hierher gekommen aber ich möchte mich einfach nur ganz in Ruhe mit dir unterhalten. Zum Teufel jagen kannst du mich danach immer noch.
Also mach es dir mit mir vor dem prasselnden Kamin bequem, schenk dir einen kleinen Whisky ein und lass uns über den Zusammenhang zwischen deinem persönlichen Glück und deinem finanziellen Glück unterhalten.
Inhalt
- 1 Was verstehe ich unter finanziellem Glück?
- 2 Was verstehe ich unter persönlichem Glück?
- 3 Wie hängen dein finanzielles und dein persönliches Glück zusammen?
- 4 Warum nicht gleichzeitig an finanziellem und persönlichem Glück arbeiten?
- 5 Geld ist nicht alles im Leben
- 6 Glück ist die Beherrschung eines Prozesses und kein final erreichbarer Zustand
- 7 Das Leben ist dein Haus
- 8 Das Geheimnis hinter persönlichem Glück
- 9 Anleitung zum Glücklichsein
- 10 Fazit
Was verstehe ich unter finanziellem Glück?
Bevor wir so richtig loslegen, sollten wir uns auf ein paar Grundbegriffe einigen. Denn der Ausdruck “finanzielles Glück” ist auf jeden Fall sehr weitläufig und jeder von uns wird etwas Anderes darunter verstehen.
Meine Auffassung von finanziellem Glück ist die folgende:
Kurzum, wenn alles Notwendige im Bezug auf Geld getan ist.
Das verstehe ich unter finanziellem Glück.
Ganz explizit spielt die Höhe deines Vermögens absolut keine Rolle. Daher kann auch ein Millionär nach meiner Definition finanziell (und damit auch persönlich wie wir gleich feststellen werden) unglücklich sein.
Was verstehe ich unter persönlichem Glück?
Im Gegensatz zum finanziellen Glück ist persönliches Glück zu individuell, um es in einer für alle gleichermaßen gültigen Definition festzuhalten.
Daher habe ich mich für unseren Plausch für eine denkbar einfache Lösung entschieden:
Um generell Glück zu erreichen muss man ja grundsätzlich immer Probleme lösen. Ohne Lösungen auf unsere Herausforderungen im Leben, egal ob groß oder klein, finden wir auch kein Glück, ganz einfach.
Wenn wir also unsere Probleme als einen Haufen darstellen, dann machen finanzielle Aspekte einen Teil davon aus.
Persönliche Herausforderungen und damit auch persönliches Glück sollen in unserer Diskussion somit ganz einfach der verbleibende Rest sein:
Kurzes Zwischenfazit:
- Sowohl persönliches Glück als auch finanzielles Glück erlangen wir durch das Bewältigen von Herausforderungen.
- Finanzielles Glück kommt durch das Bewältigen finanzieller Herausforderungen, persönliches Glück durch die Bewältigung persönlicher Herausforderungen.
- Persönliche Herausforderungen (grau) sind all jene, welche nach Abzug finanzieller Herausforderungen (homemadefinanceblau) übrigbleiben.
Wie hängen dein finanzielles und dein persönliches Glück zusammen?
Wir haben bislang unsere Aufgaben bei unserem Streben nach Glück erstmal in zwei gleichrangige Kategorien eingeteilt:
Finanziell und persönlich.
Das ist aber nicht ganz vollständig, denn meiner Ansicht nach gibt es eine Hierarchie zwischen diesen beiden Kategorien.
Eine weiterentwickelte Grafik verdeutlicht meine Überlegungen:
Meiner (vermutlich unpopulären) Meinung nach müssen finanzielle Probleme zuerst erledigt werden, bevor man sich den persönlichen Problemen widmen kann.
Quasi zuerst die Schale und dann der Kern.
Lass mich das erklären:
Finanzielle Herausforderungen überstrahlen alle Bereiche deines Lebens. Ganz egal ob deine Beziehung, deinen Freundeskreis oder deinen Job. Egal um was es geht, wenn du finanziell bis zum Hals im Schlamassel steckst, dann wirst du das auch in allen anderen Bereichen deines Lebens spüren und jeder davon wird auf die eine oder andere Weise in Mitleidenschaft gezogen werden.
Persönliches Glück wird dadurch nur schwer erreichbar oder zumindest nur kurzfristig.
Daher sollte man sein finanzielles Glück noch vor seinem persönlichen Glück in Angriff nehmen und damit sich so effizient wie möglich zum größtmöglichen individuellen “Gesamtglück” durcharbeiten.
Das Pareto-Prinzip lässt an dieser Stelle natürlich auch wieder grüßen.
Warum nicht gleichzeitig an finanziellem und persönlichem Glück arbeiten?
Das wäre doch auch viel realistischer oder etwa nicht?
Realistischer? Ja.
Effizient? Nein.
Wir rufen uns noch einmal ins Gedächtnis:
Finanzielle Herausforderungen strahlen auf unser gesamtes Leben aus. Unser gesamtes restliches Leben wird so vielleicht nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen aber definitiv beeinträchtigt.
Es ist also sinnvoll, die Schale erst einmal zu entfernen, bevor man sich um den eigentlichen Kern kümmert. Persönliches Glück lässt sich auch viel einfacher erarbeiten, wenn man nicht von Geldsorgen im Hinterkopf laufend abgelenkt wird.
Noch einmal: Finanzielles Glück bedeutet nicht automatisch reich sein zu müssen! Es bedeutet einfach seine Finanzen nach ein paar einfachen Regeln (siehe weiter oben) zu organisieren.
Ich habe es eingangs ja schon einmal erwähnt, was ich unter finanziellem Glück verstehe. Es ist nicht notwendigerweise dasselbe wie viel Geld auf dem Konto zu haben. Viel Geld ist meist nur ein Nebeneffekt von finanziellem Glück. Denn wer seine Finanzen im Griff hat, wird es auch schaffen Vermögen zu bilden.
Was ich damit sagen will ist, dass falls du noch kein oder nur wenig Geld auf der Seite hast, heißt das nicht, dass du nicht auch finanziell glücklich sein und damit nicht auch dein persönliches Glück suchen kannst.
Meiner Ansicht nach ist es einfach nur sinnvoller zuerst finanzielles Glück zu erarbeiten und dann an deinen persönlichen Zielen zu feilen. Ich bin überzeugt, dass Leben ist so leichter zu bewältigen.
Klar kann man auch an beidem gleichzeitig arbeiten und in der Regel tun wir das auch alle. Ich glaube aber wie zuvor erläutert nicht, dass es der schnellste Weg ist.
Geld ist nicht alles im Leben
Wie Heisenberg schon sagte:
“You’re goddamn right.”
Ich seh das mit der Kohle so:
Geld macht nicht glücklich, es macht nur das Leben leichter.
Ich wollte das an diesem Punkt nur mal klarstellen, denn, wenn man als Finanzler mit einem Finanzblog sagt, dass finanzielle Probleme vor persönlichen gelöst werden sollten könnte es sein, dass man mich für einen Menschen mit falschen Prioritäten hält.
Auch wenn mir das Thema Finanzen perverserweise persönlich viel Spaß bereitet, so bin ich mir trotzdem bewusst, dass es nicht das ganze Leben ist, sondern lediglich ein (wenn auch wichtiger) Aspekt dessen.
Also packt die Mistgabeln und Fackeln wieder ein. 😉
Glück ist die Beherrschung eines Prozesses und kein final erreichbarer Zustand
Mein Eindruck bei vielen Menschen ist der, dass sie glauben Glück jedweder Art wäre durch das Überschreiten einer bestimmten Ziellinie erreicht und dann final sowie für immer vorhanden.
Ich denke, dass ist die perfekte Anleitung für das Unglücklichsein.
Glück ist kein endgültiger Zustand, sondern vielmehr die Beherrschung von Vorgängen im Leben.
Deswegen taucht in meiner obigen Anleitung für finanzielles Glück auch nicht so etwas wie “Mit einer Million Euro hast du geldtechnische Glückseligkeit erlangt” auf.
Nein, alle Aussagen beziehen sich auf Prozesse die niemals abgeschlossen sein werden.
Ich formuliere es anders:
Glück ist, wenn man es schafft die Bälle welche einem das Leben zuwirft zu jonglieren. Mit Übung und Ausdauer schaffen wir es irgendwann sicher einmal eine gewisse Zeit am Stück alle Bälle in der Luft zu halten und sind glücklich darüber. Natürlich wird uns auch ab und an ein Ball mal wieder herunterfallen. Dann müssen wir uns neu sortieren, den Ball aufheben und einfach wieder in die nächste Runde starten.
So ist ganz einfach das Leben.
Es gibt dabei bestimmte Bälle, die werden uns immer wieder zugeworfen, ob wir wollen oder nicht. Das wären die Finanzen.
Es gibt aber auch Bälle, bei denen wir uns zumindest etwas entscheiden können, wann wir sie hinzunehmen wollen. Das sind deine persönlichen Herausforderungen.
Wenn wir also merken, dass wir mit den Bällen, die wir schon haben klarkommen, dann schnappen wir uns den nächsten Ball und leveln sozusagen up. Solange bis wir tatsächlich ganz ordentlich jonglieren können.
Wenn wir uns jetzt vorstellen, wir versuchen anfangs nur die persönlichen Bälle zu jonglieren, dann wird das Leben trotzdem erbarmungslos immer wieder Bälle auf uns werfen.
Wie gut kannst du jonglieren (lernen), wenn dich jemand dauernd von der Seite mit Bällen bewirft? Es macht es sicher nicht leichter und auf die Nerven geht es mit der Zeit sicher auch.
Mein Vergleich ist vielleicht nicht perfekt aber er transportiert sehr gut meine Auffassung, dass Glück ein andauernder Prozess und kein finales Ziel ist sowie warum finanzielles Glück noch vor persönlichem Glück angestrebt werden sollte.
Das Leben ist dein Haus
Bevor ich meinen Whisky nun austrinke und mich zurückziehe, lass mich noch einen letzten blumigen Vergleich anbringen, warum finanzielles Glück die Basis für persönliches Glück darstellt.
Das Leben ist wie ein Haus. Individuell, schützend, ein Zuhause für unsere Träume. Aber wie jedes Bauwerk braucht auch das Haus des Lebens ein ordentliches Fundament um stabil zu stehen.
Dieses Fundament sind unsere Finanzen. Wenn wir diese im Griff haben, dann können wir in Ruhe uns dem Hausbau widmen und es zu dem werden lassen was wir uns wünschen.
Zuerst das Fundament, dann das Haus:
Cheers.
Das Geheimnis hinter persönlichem Glück
Wir glauben gerne, wir wären nicht das, was wir tatsächlich aber eigentlich sind: eine schwach behaarte Affenart.
Wir sehen uns gerne als etwas besonderes aber die Wahrheit ist, wir sind nichts weiter als eine Tierart in dieser schönen Welt.
Und ebenso wie man das Verhalten von Affen untersuchen kann, um Rückschlüsse auf ihr Wesen zu ziehen, kann man auch Menschen und ihr Verhalten untersuchen.
Genau das tut die Wissenschaft auch und stellt hinsichtlich des persönlichen Glücks Erstaunliches fest:
Ob ein Mensch glücklich ist oder nicht hängt nicht davon ab wie viel er absolut erreicht, sondern wie er zu dem Erreichten gekommen ist.
Lass mich das mit einer kleinen Grafik erklären:
Wir sehen auf der senkrechten Achse den erreichten Erfolg. Das kann finanzieller Wohlstand aber auch das Erreichen persönlicher Ziele (z.B. eine Beziehung) sein. Auf der waagerechten Achse sehen wir die Zeit die es gebraucht hat, um den Erfolg zu erreichen.
In dieser Grafik sind die Verläufe von zwei Menschen (Mensch A und Mensch B) eingezeichnet. Beide haben am Ende gleich viel Erfolg erreicht.
Allerdings hat Mensch A zunächst einen kometenhaften Aufstieg hingelegt und bereits nach ungefähr der Hälfte der Zeit sein künftiges Endniveau erreicht. In der zweiten Hälfte hat sich also nichts mehr getan und der Erfolg verharrte auf einem Niveau.
Mensch B hat seinen Erfolg hingegen kontinuierlicher erlangt. Gleichmäßig hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes hochgearbeitet und Jahr um Jahr dafür gesorgt ein wenig voranzukommen. Am Ende hat er den früheren Überflieger eingeholt und gleich viel persönlichen oder finanziellen Erfolg erreicht.
Soweit so gut aber jetzt kommt’s:
Untersuchungen zeigen, dass Menschen vom Typ B sich in der Regel als glücklicher einstufen als Menschen von Typ A.
Und das obwohl beide in absoluten Zahlen gleich viel erreicht haben!
Das bedeutet, dass es gar nicht so wichtig ist wie viel man erreicht als wie man es erreicht.
Ein Finanzbeispiel:
Jemand der sich über 20 Jahre kontinuierlich und Stück für Stück ein Vermögen erarbeitet hat ist insgesamt glücklicher als jemand der zuerst den großen Coup (beispielsweise erfolgreiches Start-up gründen und für viel Geld verkaufen) gelandet hat aber bei dem dann nichts mehr kam.
In anderen Worten:
Nicht die Höhe des Gipfels zählt, sondern der Weg den man dahin zurücklegt.
Anleitung zum Glücklichsein
Eine mathematische Interpretation der obigen Forschungsresultate ist die, dass derjenige glücklicher ist, dessen erste Ableitung bzw. dessen Steigung der Funktion zum Erfolg stets positiv ist. Das Ausmaß der Steigung ist zweitrangig.
Viel wichtiger ist es dafür zu sorgen, dass das Vorzeichen deines Weges IMMER positiv ist und nicht nur im Durchschnitt!
Das heißt um persönliches Glück zu erlangen solltest du dafür sorgen, dass es bei dir Stück für Stück vorwärts geht und nicht in sprunghaften Etappen.
Das Schöne dabei ist:
Es ist auch viel leichter kleine inkrementelle Verbesserungen im Leben zu erreichen als den einen großen Sprung.
Hier streifen wir jetzt fast eher schon die Philosophie.
So erkläre ich mir übrigens auch die These, warum Menschen die bereits sehr früh im Leben (Kinderstars, Sportler, …) sehr großen Erfolg hatten nicht immer ein glückliches Leben führen.
Es gelang ihnen schlicht nicht für eine stetig positive Steigung in ihrem Leben zu sorgen.
Das Thema ist sehr komplex und im Endeffekt bewegen wir uns hier an einer Art seltsamen Grenze zwischen Psychologie, Finanzwissenschaften und Philosophie.
Ich hoffe trotzdem das ich meine Gedanken in halbwegs verständliche Worte fassen konnte.
Fazit
Heute haben wir uns mal etwas abseits der ausgetretenen Pfade vieler Personal Finance Blogs bewegt.
Wir haben einen Blick auf das größere Bild geworfen.
Warum haben wir das getan? Um uns für ein größeres, von mir aus auch edleres, Ziel zu motivieren. Ein fettes Depot und finanzielle Unabhängigkeit sind nämlich kein Selbstzweck auf Homemade Finance. Sie sind nur ein Mittel zum Erreichen unseres Ziels:
Glück.
Jetzt bist du gefragt: Was ist für dich dein persönliches Glück? Gefällt dir diese Art von “Kamin-und-Whisky-Gesprächen”? Mehr davon? Die Kommentare warten auf dich 🙂
Ein wirklich schöner Beitrag.
In unserer Welt herrscht bei vielen Menschen immer noch die Einstellung, dass Glück endgültig erreicht werden kann, wenn bestimmte Ziele erreicht werden.
Das kann das teurere Auto, das größere Haus oder der bessere Urlaub sein.
Vor längerer Zeit habe ich verstanden, dass Gegenstände wie ein tolles Auto und auch viel Geld nicht langfristig glücklich machen. Wir sind kurze Zeit glücklicher und nach spätestens 3 Monaten sind wir wieder auf unserem alten Glückslevel zurück.
Was uns wirklich glücklich macht ist, das eigene Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können und schöne Erlebnisse zu sammeln.
Ein ganz tolles Buch dazu ist Glück kommt selten allein von Dr. Eckhardt von Hischhausen.
Schöne Grüße
Dominik
Hallo Dominik,
ja, die Erkenntnis, dass materielles Glück nur von kurzer Dauer ist halte ich für eine der wichtigsten die man im Leben machen kann/muss.
Danke für den Buchtipp, das nehme ich mir bei Gelegenheit vor.
Als alter Schotte ist meine erste Frage natürlich, was genau bei dir die Kehle runter ging? 😉
Ich verstehe, dass du finanzielles Glück als “support function” für den Rest siehst. Aber ich will den Spieß mal umdrehen. Ist finanzielles Glück nicht eigentlich auch eine Folge persönlichen Glücks? Also genau andersherum. Geld ist meistens keine Folge von Glück, sondern von Arbeit und Erfolg. Der Erfolg der Arbeit hängt aber in hohem Maße davon ab, wie gesund jemand ist, wie sehr er sich von seinen Lieben unterstützt fühlt, wie gebildet er ist, wie offen er durchs Leben geht, wie sehr er sich konzentrieren kann, wie viel geistige Kapazitäten jemand hat etc. pp.
Letztlich also persönliches Glück, das den für finanzielles Glück erforderlichen Erfolg der Arbeit erst möglich macht, oder nicht? 😉
Hallo Dominic,
ich mag gern rauchige Single Malts. Lagavulin ist einer meiner Favoriten 😉
Was gibt es bei dir zurzeit im Glas?
Das ist ein sehr guter Punkt, den ich in meinem Beitrag eher vernachlässigt habe:
Die Interaktion zwischen den beiden Glücksarten. Finanzielles Glück lässt sich mit persönlichem Glück im Rücken sicher leichter aufrechterhalten.
Gefällt mir die Überlegung 🙂
Und nachdem man “erstmal” an seinem finanziellen Glück gearbeitet hat ist am 65 und darf noch bumelig 20 Jahre genießen 😉 das man sich “erstmal” um sein finanzielles Glück kümmert setzt voraus, dass man dieses thema auch in 10 oder 20 Jahren erfolgreich abschließen kann. Warum dann erst um das finanzielle kümmern, wenn der Erfolg dessen ungewiss ist? Dann kann man doch gleich am persönlichen Glück arbeiten, welches man viel eher in der Hand hat.
Außerdem: Ist Glück das richtige Wort? Glück kann man nicht beeinflussen. Ich hätte das Wort “Zufriedenheit” genommen. Ob ich Glück im Spiel habe kann ich nicht beeinflussen, ob ich zufrieden spiele schon viel eher. Beispielsweise.
Hallo,
warum soll es 20 Jahre dauern bis man Ordnung in seinen Finanz-Papierkram gebracht hat und die Einnahmen die Ausgaben übersteigen?
Ich habe das innerhalb von ein paar Monaten geschafft.
Im Artikel betont Alex ja, dass “finanzielles Glück” nicht heißt, eine große Summe Geld gespart zu haben.
D’accord, “finanzielle Zufriedenheit” passt besser als “finanzielles Glück”, weil man bei Glück an Glück im Spiel denke. Gemeint ist hier ein Zustand, in dem man sich glücklich und zufrieden fühlt.
@Jonas
Das Argument der Ungewissheit lässt sich auch auf persönliches Glück anwenden. Genau genommen auf das ganze Leben.
Aber deswegen sollte man sich nicht davon abhalten lassen es zu versuchen. Das meine ich für Geld und das Leben.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir nicht mal versuchen würden unsere Finanzen in den Griff zu bekommen 🙂
The secret of winning ist schließlich beginning.
Ich stimme dir zu, Glück ist vielleicht nicht der perfekte Begriff. Zufriedenheit wäre sicher die bessere Wahl.
@Julia
Das ist absolut richtig, Vermögen halte ich für finanzielles Glück nicht besonders relevant 🙂
Hier müsste natürlich immer individuell definiert werden, was iin der jeweiligen Situation finanzielles oder persönliches Glück bedeutet. Ist es Reichtum, Unabhängigkeit oder genügen geordnete Finanzen? Wie teuer ist die persönliche Zufriedenheit?
Aus meiner Sicht können wir unser finanzielles Glück nicht zu 100% selbst kontrollieren. Meist 50 oder weniger vermute ich. Wir sind auf ein Erbe und/oder einen guten Job angewiesen. Und hier geht es schon los. Wie lange muss ich Geld verdienen, um dann durch eigene Anlage eine für mich akzeptable finanzielle Zufriedenheit zu erreichen? Wenn das Gehalt meines aktuellen Jobs nicht viel Spielraum lässt brauche ich Glück & Fleiß für Gehaltserhöhunge, Beförderungen oder das Finden eines besseren Jobs. Das kann (!!) auch recht lange dauern.
Die persönliche Zufriedenheit lässt sich wesentlich einfacher stärken. Was mache ich in meiner Freizeit? Gefällt mir mein Job? Kann ich zB durch Trading das Gehalt von 10 Stunden verdienen und meinen Job von 40 auf 30 reduzieren? In meinem persönlichen Bereich bin ich – so meine Sichtweise – wesentlich weniger auf andere Menschen angewiesen.
Versuchen müssen wir es 🙂 es ist immer Potential da die eigene finanzielle und persönliche Zufriedenheit zu verbessern. Die finanzielle Optimierung kann das persönliche Wohlbefinden nur bis einem gehalt von 6.000€ etwa (glaube so hat das der Nobelpreisträger rausgefunden??) gesteigert werden. Die finanzielle Zufriedenheit hat seine Grenzen und seine Abhängigkeiten!!!! Die persönliche Zufriedenheit nicht. Deswegen würde mich meinen Fokus eher 60:40 auf die persönlich legen und gerade auf Grund der (so meine ich oftmals) Abhängigkeit auf Glück und andere Menschen nicht erst mal mit den Finanzen anfangen.
Natürlich spielt Geld eine gewisse Rolle im Leben und natürlich auch das persönliche “Wohlbefinden”.
Realistischerweise arbeiten wir an beidem gleichzeitig trotzdem wäre die persönliche Zufriedenheit stark beeinträchtigt, wenn wir finanziell in Trouble wären. Das war die Kernidee dieses Beitrags
Ein guter Punkt aber, der mir beim Durchlesen der Kommentare (danke übrigens für eure rege Beteiligung!)immer mehr klar wird, ist der, dass finanzielles Glück doch individueller ist als gedacht. Der eine braucht etwas Geld auf der Seite, der andere muss lediglich seine Finanzen im Griff haben, usw.
Ich finde es spannend zu sehen, dass es so viele Ansichten zu diesem Thema gibt und dass es gar nicht so einfach ist, finanzielles Glück zu definieren.
Es ist auf jeden Fall eine interessante Frage wie intensiv man an welcher Sache arbeitet. Mit 40h Arbeitszeit in der Woche gehen ja meistens 1/3 der Wachzeit (119h/6 bis 23 Uhr) für die Arbeit (finanzielle Bedürfnisse) drauf. Soll ich nun auf 30h gehen und mit weniger Geld aber mehr Zufriedenheit erreichen? Wohl die Kernfrage unserer Work-Life-Balance-Generation.
Finanzielles Glück ist tatsächlich immens unterschiedlich. Allein der Charakter beeinflusst das. Einigen ist Geld peinlich (Extremfall: antikapitalistische öko-rebellen :D), andere wiederum brauchen Reichtum für ihr Ego. Auch die Interessen entscheiden. Jeden Monat reisen oder Golf spielen und schnelle Autos fahren bedürfen eine andere finanzielle Struktur als jemand der einfach gern in seinem Schrebergarten ist. Hier verbindensich auch Finanzen und Zufriedenheit schon.
Sehr kompliziert und wohl in einem beitrag nie zur Zufriedenheit aller diskutierbar. Jeder sieht es anders, meint es anders, denkt anders und lebt anders.
Ja, dieser Beitrag kann natürlich auch nur einen Startpunkt für eigene Überlegungen bieten, das eigentlich Spannende hier sind die Kommentare.
Das ist ein guter Anknüpfpunkt für die Frage der eigenen Lebensziele:
Was will ich vom Leben und macht die Jagd nach meinen Zielen mich glücklich?
Das ist, nochmal größer gedacht, wichtiger als die Frage welches Glück zuerst in Angriff genommen werden sollte.
Dieser Beitrag ist sowas wie das “Wie”, die Frage nach dem “Was” und “Warum” ist natürlich wichtiger.
Eine tolle Diskussion, danke dir 🙂
Zwei Links noch von mir:
(1) Zuletzt ging ja ein Nobelpreis an Ökonomen die erforschten wie viel Geld uns zufriedener macht und ab wann mehr Geld keine Auswirkungen mehr auf unsere Zufriedenheit hat: http://www.finanzen.net/nachricht/private-finanzen/Business-Insider-So-viel-Geld-macht-gluecklich-sagen-zwei-Nobelpreistraeger-4570774
(2) Ich will nicht auf dem Thema rumreiten, aber habe noch eine interessante Definition zum Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit gefunden: http://www.faktor-g.de/2007/10/24/gluck-und-zufriedenheit-was-ist-der-unterschied/
“Wenn wir unser Leben beurteilen, machen wir sehr oft den Fehler, Zufriedenheit mit Glück zu verwechseln. Was ist der Unterschied? Glück erleben wir im selben Moment, in dem wir eine Erfahrung machen. Glück gibt es also nur in der Gegenwart. Zufriedenheit ist das, was wir davon im Kopf behalten, entsteht also in der Rückschau. Glück verhält sich zur Zufriedenheit wie ein Kinofilm zu einer Filmkritik, die in wenigen Worten ein Urteil über den Streifen abgibt.”
Ein toller Beitrag. Ich sehe das sehr ähnlich. Solange man finanzielle Sorgen hat, kann man sich nicht um die persönliche Verwirklichung kümmern. Die Maslowsche Bedürfnishierarchie stützt diese Einschätzung:
Relativ weit unten steht das Sicherheitsbedürfnis. Bei uns bedeutet das: Das Überleben ist durch ausreichend Geld und ein Dach überm Kopf gesichert. Erst danach kommen die Bereiche “Soziale Bedürfnisse”, “Individualbedürfnisse” und ganz zuletzt die “Selbstverwirklichung” – also drei Bereiche, die für mich wesentlich mit persönlichem Glück zu tun haben.
Viele Grüße
der Finanzfisch
Hallo Finanzfisch,
ja, man könnte das persönliche Glück noch weiter aufsplitten und so langsam Top-Down mäßig eine Art Anleitung für das Glücklichsein erarbeiten.
Hallo Alex,
mal wieder ein toller Artikel von dir, ich lese deinen Blog sehr gerne.
Auch wenn ich keinen Kamin habe und keinen Whiskey trinke, gerne mehr von diesen “Kamin-und-Whiskey-Gesprächen”. So ein Blick von oben auf’s Schachbrett ist ab und an sehr interessant und du machst das super.
Viele Grüße,
Julia (Finanzblogleserin)
Hallo Julia,
danke für das Lob. Es freut mich immer unglaublich, wenn es den Menschen Spaß macht Zeit auf Homemade Finance zu verbringen.
Ich geb mir auch in Zukunft Mühe, dass es so bleibt 🙂
Viele Grüße
Alex
Wenn ich mit € 8.000 einen netten ETF kaufe und dieser nach einem Jahr 19% im Plus liegt, dann bin ich momentan finanziell glücklich.
Wenn ich mit € 8.000 meiner Frau einen netten Diamanten kaufen kann, dann sind wir beide sowohl persönlich als auch finanziell glücklich… und das Klunkerchen macht auch nach 19 Jahren noch Spaß 🙂
Ja, so kann man finanzielles mit persönlichem Glück natürlich auch verbinden 😉
Auch an einem ETF kann man in 19 Jahren theoretisch noch Freude haben aber ein Brilli macht natürlich mehr Spaß.
Rainer, das ist ein sehr netter Vergleich. 😀 Da würde sich deine Frau sicher freuen.
Alex, ich finde deine Sichtweise sehr interessant. Das Eine bedingt das Andere. D.h., um persönlich zufrieden zu sein, benötige ich ein gewisses Mindesteinkommen. Sprich: Das Einkommen sollte so hoch sein, dass ich problemlos alle Verpflichtungen / Ausgaben begleichen kann und mir nebenher beispielsweise locker flockig eine schöne Reise leisten kann. Das heißt, ich bin finanziell zufrieden, wenn ich keine Geldsorgen habe. Es gab mal eine Studie, die besagt, dass man nach einer bestimmten Einkommenshöhe nicht mehr “glücklicher” werden kann. Ich hab leider vergessen wie hoch das war…
Jedenfalls sehe ich das genauso wie du. Und ich finde man sollte sich nicht an Begrifflichkeiten wie “Glück” oder “Zufriedenheit” aufhängen. Letzenendes wissen wir doch alle was Alex gemeint hat.
Hallo Pepe,
freut mich, wenn dir der Beitrag gefallen hat.
Ja ab einem gewissen Punkt bringt einem zusätzliches Einkommen kein wirkliches mehr an Zufriedenheit. Ich hab die Zahl nicht recherchiert, Jonas hatte 6.000€ als Grenze mal genannt.
Die Definition des finanziellen Glücks ist ebenso subjektiv wie die des persönliches Glücks.
Deutlich mehr einzunehmen als auszugeben und regelmäßig Überschüsse investieren zu können trifft vermutlich nur auf eine sehr kleine Minderheit von Menschen zu, trotzdem sind alle anderen nicht zwangsweise unglücklich.
Teilweise auch im Gegenteil. Wer 3 Kinder hat ist persönlich möglicherweise persönlich sehr glücklich, wird aber fast nie “deutlich mehr einnehmen als ausgeben”. Wer sein finanzielles Glück dann so definiert, dass er einfach über die Runden kommen muss, der kann trotzdem (oder grade deswegen) ein rundum glücklicher Mensch sein.
Hm, meine Befürchtung ist die, wenn jemand gerade so finanziell über die Runden kommt und “der Laden sich lediglich selbst geradeso am Laufen halten kann”, dann kann man sich sicherlich damit arrangieren und sagen alles okay.
Aber womöglich ist das finanzielle Unglück(oder wie wir das jetzt nennen wollen) nur hinausgeschoben, bis zur Rente oder bis, Gott behüte, Arbeitslosigkeit/-Unfähigkeit.
Dann ist es möglich, dass in Summe doch kein finanzielles Glück gegeben war allerdings hatte man trotzdem mit Phasen des Glücks dazwischen.
Wie siehst du das?