Die Finanzielle Freiheit (oder auch Finanzielle Unabhängigkeit) ist eines der Themen, die hier bei Homemade Finance eine zentrale Rolle spielen. Es ist der Dreh- und Angelpunkt, das Ziel, aufgrund dessen wir uns so intensiv mit unseren Finanzen auseinander setzen sollten und überhaupt investieren.
Wie man die Finanzielle Freiheit messen kann und wie viel Vermögen wir zum Erreichen der Finanziellen Unabhängigkeit benötigen, all das findest du hier auf Homemade Finance. Der Weg dorthin lohnt sich schon heute.
Zunächst jedoch zu den Vorteilen der Finanziellen Freiheit. Diese sind ganz klar:
- Sie gibt dir die Möglichkeit, und somit die Freiheit, das zu tun, was du tun möchtest. Du wirst mir zustimmen, für dein persönliches Glück ist das unabdingbar.
- Sie gibt dir Sicherheit, denn mit soliden Finanzen im Rücken kann man die Krisen des Lebens leichter bewältigen. Geld macht nicht glücklich, aber das Leben oftmals leichter.
- Sie macht dich flexibel. Du kannst dir deine Zeit frei einteilen und deine Jobs so organisieren, wie es dir passt. Besonders, wenn du Familie hast, ist das ein unschätzbarer Vorteil.
Allerdings ist Finanzielle Freiheit nichts, was man über Nacht erreichen kann. Du kannst sie dir aber mit Geduld und Disziplin definitiv erarbeiten.
Das klingt jetzt so, als wäre diese Art der Freiheit etwas, auf das man 15-20 Jahre hinarbeitet und in der Zwischenzeit verzichtet man auf die schönen Dinge im Leben. Dem ist aber nicht so und warum dem nicht so ist, möchte ich dir hier erklären.
Inhalt
Finanzielle Freiheit ist ein langfristiges Projekt
Wie bereits gesagt: Der Weg zur Finanziellen Freiheit ist ein langer und du wirst einige Jahre brauchen, bis du dein Ziel erreicht hast. Je nachdem wie ehrgeizig du dieses Ziel verfolgst, kann das durchaus 1-2 Jahrzehnte dauern.
Folgende Grafik zeigt dir ein kleines Beispiel. Wir nehmen eine monatliche Sparrate von €500 und eine Laufzeit von 20 Jahren an. Weiterhin, lass uns eine Nettorendite in Höhe von 5% annehmen.
Das heißt, nach 20 Jahren hast du ein Vermögen in Höhe von rund €208.000 erarbeitet. Schön und gut, doch was heißt das jetzt?
Wenn wir annehmen, du möchtest das angesparte Kapital an deine Kinder mal weitergeben und nur von den weiterhin auflaufenden Zinsen leben, dann bedeutet das jedes Jahr €10.400 Zinsen. Das entspricht monatlich €866 für den Rest deines Lebens. Wenn es sein muss, bis in alle Ewigkeit.
Das ist ein beträchtliches Zusatzeinkommen. Je nachdem, wie alt du dann sein wirst, kannst du natürlich weiterhin arbeiten gehen und dein Einkommen weiter aufstocken oder, wenn du in 20 Jahren in Rente gehst, damit deine Rente aufmöbeln.
Übrigens, falls du dich jetzt fragst, wie hoch deine monatliche Sparrate sein muss um nach 20 Jahren und bei 5% auf 1 Million zu kommen, hier ist die Antwort:
Das entspricht einer Sparrate von monatlich rund €2400. Das ist jetzt vielleicht auf den ersten Blick ernüchternd viel aber, wenn du noch jung bist sowie 30 Jahre Zeit hast und unter Umständen auch noch 6% Rendite erwirtschaften kannst, dann verringert sich der monatliche Betrag bereits auf €994. Immer noch nicht gerade wenig, aber auch nicht unmöglich. Der Zinseszins lässt grüßen.
Du musst aber auf jeden Fall kein Millionär werden, um finanziell frei zu sein und vielleicht ist es auch kein so gesundes Ziel sich auf eine Zahl zu versteifen. Vergiss nicht: Geld macht nicht glücklich, es macht nur das Leben leichter. Um geldtechnisch unabhängig zu sein, reichen je nach deinem Lebensstandard auch schon bedeutend geringere Summen.
Das klingt jetzt vielleicht sehr negativ, so als ob du 20 Jahre auf etwas verzichten würdest, nur um dann später in ungewisser Zukunft etwas genießen zu können. Auch wenn dies das grundlegende Prinzip einer jeden Geldanlage ist (du verzichtest auf Geld heute um in der Zukunft mehr Geld zu bekommen) so trifft das auf das Streben nach Finanzieller Unabhängigkeit nicht ganz zu.
Denn bereits nach wenigen Jahren unterstützt dich dein Depot bereits mit passivem Einkommen. Auch wenn du das um den lieben Zinseszins willen nicht ausgeben, sondern sofort reinvestieren solltest. Aber es ist doch ein angenehmer Gedanke zu wissen, dass ein gewisser Cashflow einem den Rücken freihält.
Setz dir unbedingt Teilziele
Ich setze mir gerne Ziele und vergleiche die Steigerungen im Depot mit alltäglichen Dingen, die ich brauche. Ein Beispiel: nach einem Jahr zahlt mir mein Depot einen Großeinkauf im Monat, nach 2 Jahren meine gesamten monatlichen Ausgaben für Lebensmittel, nach 7 Jahren Lebensmittel und die halbe Miete, nach 10 Jahren Lebensmittel, Miete und etwas Freizeit. Und so weiter.
Ein großes Ziel ist viel leichter zu erreichen, wenn man es in viele kleine Teilziele zerlegt. Reinhold Messner stellt sich ja auch nicht vor den K2 und sagt sich: “Ok, da muss ich jetzt rauf!”. Er schaut sich seine Route genau an und unterteilt sie in einzelne Etappen. Heute bis Lager 1, morgen bis Lager 2, übermorgen Biwak unterm Sattel und dann rauf auf den Gipfel.
Wenn er die ganze Zeit nur an die Höhenmeter insgesamt denken würde, dann wäre das mental eine enorme Belastung. Aber heute noch bis Lager 1? Das ist machbar, das schaffe ich. Und nach ein paar Tagen ist er am Gipfel und hat etwas erreicht, was eigentlich unmöglich erschien.
Du brauchst Ausdauer, Geduld und Teilziele, um dich zu Motivieren und bei Laune zu halten. Dann kann auf deinem Weg zur Finanziellen Freiheit so gut wie nichts schiefgehen.
Wie würdest du dein Verhalten ändern, wenn du €400 mehr im Monat bekämst?
Bei dieser Frage meine ich nicht von deinem Arbeitgeber, sondern unabhängig davon, also aus deinen Einkünften aus Kapitalvermögen. Und vergleiche es mit der Situation, wo dein gesamtes Einkommen von deinem Arbeitgeber abhängig ist.
Ich bin der Überzeugung, je unabhängiger du geldmäßig von deinem Arbeitgeber bist, desto freier wirst du deine Meinung im Rahmen deiner nichtselbständigen Arbeit äußern. Du wirst auch entspannter durchs Leben gehen und eher Kritik äußern beziehungsweise deine Positionen mit mehr Nachdruck vertreten.
Und quasi als eine selbsterfüllende Prophezeiung wirst du eher auch erfolgreicher in deinem Job werden. Verkrampft und angespannt entstehen selten gute Dinge. Im Endeffekt nützt das auch deinem Arbeitgeber, denn wer will schon eine Bande von Ja-Sagern um sich herum. Früher oder später fällt einem das auf die Füße und das liegt sicher nicht im Interesse des Arbeitgebers.
Diese „weichen“ Aspekte auf dem Weg zur Finanziellen Freiheit werden meiner Meinung nach häufig übersehen. Wärst du weniger angespannt, wenn du unabhängig von deiner Arbeit 30%, 40% oder mehr von dessen Gehalt hättest? Ich bin überzeugt, du wärst es.
Übrigens ist das eine andere Form der Diversifikation, denn was tust auf deinem Weg zur Finanziellen Unabhängigkeit? Du investierst Geld und erhältst Einkünfte aus Kapitalvermögen. Statt alles allein aus nichtselbstständiger Arbeit zu bestreiten, hast du jetzt nicht eine, sondern zwei Einkunftsarten. Du bist ganz einfach breiter aufgestellt.
Fazit
Finanzielle Freiheit ist kein binärer, schwarz-weißer Prozess. Es ist etwas höchst Graduelles. Es gibt keinen exakten Stichtag ab dem du dich finanziell frei nennen kannst. Das wirst du nach und nach. Ein unschätzbarer Vorteil, denn es erlaubt dir Teilziele festzusetzen, was dich wiederum motiviert auf deinem Weg durchzuhalten.
Sich auf zu machen in Richtung Finanzieller Unabhängigkeit lohnt sich schon heute und nicht erst irgendwann in ferner Zukunft. Durch das stetige Wachsen deines Depots wirst du dich schon viel eher sicherer oder freier fühlen.
Wenn du dann auch noch für genug Liquidität auf deinem Konto sorgst, dann kann auf deinem Weg nichts mehr schiefgehen.
Hallo,
das ist ein sehr motivierender Artikel. Mir hat die Idee gut gefallen, das passive Einkommen mit Dingen aus dem Alltag zu vergleichen. Aber wie machst Du das mit thesaurierenden ETFs oder Unternehmen, die keine Dividende ausschütten? Da hat man ja kein regelmäßiges Einkommen, das langsam steigt sonder profitiert nur auf dem Papier durch Kurssteigerungen.
Auf dem Weg zur finanziellen Freiheit hilft es im Übrigen enorm, den Kostenapparat zu reduzieren: Jeder gesparte Euro zählt hier gleich doppelt, da man ihn zum Einen investieren kann und zum Anderen aber auch das Ziel “100% finanziell frei” niedriger und leichter zu erreichen ist.
Viele Grüße und viel Erfolg
der Finanzfisch
Hallo Finanzfisch,
freut mich, dass er dir gefallen hat 🙂
Gibt zwei Möglichkeiten bei thesaurierten Gewinnen:
1) Du siehst dir regelmäßig an, was du an thesaurierten Gewinnen vereinnahmt hast und vergleichst das zur Motivation mit Ausgaben aus deinem Alltag. Dabei wird aber weiter alles streng reinvestiert, was langfristig die beste Lösung darstellt.
2) Du verkaufst ab und zu ein paar Anteile um einen freien Cash-Flow zu simulieren. Unterm Strich ist es egal ob du Ausschüttungen bekommst oder Verkaufserlöse. Allerdings hast du Bei Verkauf immer die Brokergebühren im Nacken.
Ich würde daher klar die erste Methode bevorzugen da billiger.
Da hast du recht, ein gesparter Euro bleibt dir netto mehr, einen zusätzlich verdienten Euro musst du versteuern. Dafür ist das Sparpotential endlich und die Verdienstmöglichkeiten zumindest theoretisch unendlich.
Du hast vollkommen recht, Sparen ist eine wichtige Stellschraube.
Viele Grüße
Alex