5 Lösungen gegen Negativzinsen auf deinem Konto

Jedem Sparer stellen sich bei solchen Schlagzeilen die Nackenhaare auf:

EZB senkt Leitzins auf null.

EZB erhebt Strafzinsen für Bankeinlagen.

Da fällt es einem wirklich schwer, positiv in die Zukunft zu blicken, wenn große Zentralbanken jetzt anfangen mit dem Finanzsystem zu experimentieren.

Am meisten fürchten wir alle Negativzinsen auf unser Guthaben – sprich du müsstest Zinsen an die Bank zahlen, um dein Geld bei ihr parken zu dürfen. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Da trägt man sein hart Erspartes auf die Bank, um es etwas arbeiten zu lassen und wird dann dafür nicht nur nicht belohnt, sondern sogar auch noch benachteiligt!

Auch wenn im aktuellen Niedrigzinsumfeld die Banken sicherlich keineswegs die Gewinner sind, das ist mir durchaus bewusst.

Negativzinsen gibt es bereits. So erheben die Skatbank und Commerzbank für (sehr) große Guthaben eine Art undefinierte Gebühr. Aber im Grunde handelt es sich um nichts anderes als Strafzinsen.

Wie wahrscheinlich es ist, dass auch private, normal große Tagesgeld- und Girokonten davon einmal betroffen sein werden, steht in den Sternen. Allerdings halte ich es für nicht besonders realistisch, denn wir müssen als Sparer nicht tatenlos dabei zusehen, wie die Bank uns etwas von unserem Ersparten wegknapst.

Nichtsdestotrotz sollten du darauf vorbereitet sein und wissen, was du in einem derartigen Fall tun kannst.

Um dich hierbei zu unterstützen, habe ich 5 Handlungsansätze vorbereitet, mit denen du dich gegen Negativzinsen wehren kannst:

5 Möglichkeiten bei Negativzinsen

1. Auf ausländische/ außereuropäische Banken ausweichen

Pro: Du kannst weiter am Geldverkehr teilnehmen (Überweisungen etc.) 

Contra: Womöglich keine Einlagensicherung und wenn außerhalb des Euroraums zusätzlich Währungsrisiko

Die bequemste Lösung wäre es einfach eine Bank zu nutzen, die keine Negativzinsen verlangt. Möglicherweise muss man dazu etwas über den Tellerrand hinausblicken, mit der Gefahr im Rücken, dass die dortige Einlagensicherung nicht die Beste ist. Auch sind Währungsrisiken (z.B. Norwegische Krone zu Euro) bei Konten in Fremdwährung ein wichtiges Thema, das zu berücksichtigen ist. Ein großer Vorteil dieser Methode ist allerdings, dass du weiterhin bequem am Geldsystem teilnehmen kannst.

 

2. Bargeld bunkern

Pro: Du bleibst liquide

Contra: Diebstahlgefahr und es könnte verboten werden

Was man hat, das hat man. Die Matratze voller Geld (oder zumindest das Nachtkissen) kann einem der Staat nicht so leicht wegnehmen. Das mag sein, aber er könnte Bargeld einfach verbieten. Und wenn nicht der Staat dir dein Bargeld wegnimmt, dann vielleicht ein Dieb. Vorteilhaft ist an dieser Methode allerdings, dass du liquide bleibst. Du musst nichts in Anlagen stecken, die einem Kursrisiko unterliegen oder illiquide sind.

 

3. Gold als Wertspeicher verwenden

Pro: Wird nie gänzlich wertlos

Contra: Recht illiquide, unpraktisch als Zahlungsmittel, Besitz könnte verboten werden, Wertschwankungen

Gold schwankt im Laufe der Zeit stark im Wert. Ich würde jedoch darauf tippen, dass Gold zumindest nie komplett wertlos werden wird. Man könnte Gold daher als Wertspeicher verwenden und überschüssige Liquidität darin binden. Dies hat allerdings den Nachteil, dass es nicht ganz so schnell zu Geld gemacht werden kann und auch der Bid-Ask Spread, also die Spanne zwischen Verkaufs- und Ankaufspreis, nicht zu unterschätzen ist, zumindest bei physischem Gold. Auch hat es einmal Zeiten gegeben, in denen der private Goldbesitz verboten war und wer weiß, was in Zukunft noch alles auf uns zukommt.

 

4. Staatsanleihen kaufen

Pro: Du bleibst relativ liquide (wenn du Geld brauchst, verkaufst du die Anleihen) und der Besitz wird sicher nie verboten

Contra: Kursrisiko (auch Staatsanleihen schwanken im Wert) und auch Staaten sind nicht risikolos

Eine weitere Alternative ist der Kauf von Staatsanleihen. Das könnte so ablaufen, dass du dein Konto zu einem großen Teil räumst und dir deinem Broker Anleihen ins Depot legst. Jedes Mal wenn du zusätzliche Liquidität brauchst, verkaufst du Anleihen und transferierst das Geld zurück auf dein Girokonto. Staatsanleihen sind so gut wie immer liquide und können schnell verkauft werden. Allerdings schwanken auch sie im Wert, sodass du unter Umständen in einem ungünstigen Moment verkaufen musst und Verluste generierst.

 

5. In eine Immobilie investieren

Pro: Inflationsgeschützt, durch Kreditaufnahme kann die Inflation für dich arbeiten

Contra: Erfordert ein großes Guthaben, sehr illiquide

Diese Möglichkeit eignet sich nur, wenn du sehr viel überschüssige Liquidität zur Verfügung hast. Dann macht für dich unter Umständen eine Investition in eine Immobilie Sinn. Ein bedeutender Vorteil ist der “Seitenwechsel”. Damit meine ich, da du einen Kredit aufnimmst, profitierst du nun von den niedrigen Zinsen und die Inflation arbeitet zu deinen Gunsten. Du solltest aber sehr sorgfältig abwägen, ob das tatsächlich Sinn für dich macht. Dir sollte auch klar sein, wie viel ungebundenes Geld du in Zukunft voraussichtlich brauchen wirst, denn eine Immobilie kann man nicht einfach mal so verkaufen und wieder zu Geld machen, falls man sich zu Beginn hinsichtlich des Liquiditätsbedarfs verschätzt hat. Wäge also gewissenhaft ab und kalkuliere etwas konservativer.

Sind Strafzinsen realistisch?

Wie wahrscheinlich negative Zinsen sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Manche behaupten, die fortschreitende Abschaffung von Bargeld diene einzig und allein dem Zweck den Leuten diese Form der Enteignung aufzuzwingen. Es gibt vielfältige Gründe, warum Bargeld immer weniger genutzt wird, wie z.B. die vermehrten Online-Käufe und die damit verbundenen bargeldlosen Transfers, oder die simple Bequemlichkeit kein Bargeld abheben zu müssen, um liquide zu sein.

Allerdings kann ich darin keine Verschwörung gegen das Bargeld und Zugunsten der Enteignung erkennen.

Ich glaube auch nicht daran, dass sich auf breiter Front negative Renditen auf Guthaben durchsetzen werden. Denn wenn das bestehende Geldsystem im großen Stil die Teilnehmer bestraft, welche es benutzen, ja, dann wechseln die Bürger schlicht in ein anderes System ohne solche Negativzinsen. Irgendwann ist es den Teilnehmern schlichtweg zu “blöd” und sie sehen sich anderweitig nach Alternativen um.

Derartige Alternativen können beispielsweise eine Tauschwirtschaft sein oder eine Art Parallelwährung.

Wem nützen eigentlich negative Zinsen?

Einleitend habe ich bereits erwähnt, dass Banken sicher nicht zu den Gewinnern dieses Zinsumfelds gehören. Auch wenn sie für Sparer negative Zinsen erheben sollten, lieber wäre es ihnen, uns Zinsen zu zahlen. Denn so hat sie funktioniert, die gute alte 3-6-3 Welt. Geld für 3% leihen, zu 6% verleihen, von der Spanne gut leben und um 3 Uhr nachmittags wieder am Golfplatz stehen.

Ebenso wenig profitieren die großen (Lebens-)Versicherer. Deren Geschäft ist es nämlich auf der rechten Seite Geld von Sparern und Anlegern einzusammeln und auf der linken Seite in Wertpapiere zu investieren. Ganz gern auch mal in Staatsanleihen.

Und da kommen wir der Wahrheit schon ein gutes Stück näher. Denn negative Renditen sind für alle gut, die Schulden haben.

Wer könnte das also konkret sein, der höchst verschuldet ist und von den Negativzinsen profitieren würde? Dämmert es dir? Richtig. Wenn jemand auf dieser Welt Schulden hat, dann Staaten!

Zinsen auf Staatsanleihen sind gerade extrem niedrig, ja teilweise sogar negativ. Staaten können sich also sehr billig Geld leihen und damit den Laden am Laufen halten.

Hier siehst du mal die Zinsausgaben des Bundes in den einzelnen Jahren. Wir reden hier nicht von Tilgung! Das sind nur Zinsen, die der Staat aufwendet und davon ist der Schuldenberg noch kein Stück kleiner geworden.

Das sieht doch erstmal ganz gut aus. Die Zinslast hat stetig abgenommen. Braver Staat, oder nicht?

So hat sich die Verschuldung der Bundesrepublik, auf die natürlich die Zinsen gezahlt werden, entwickelt:

Ok, vielleicht doch nicht so brav. Denn die Verschuldung hat gut zugenommen in dieser Zeit. Das bedeutet, dass die momentan niedrige Zinslast dem Staat entgegen kommt. Obwohl er deutlich mehr Schulden als noch vor 10 Jahren hat, muss er deutlich weniger Zinsen zahlen als vor 10 Jahren.

Was ist jetzt aber, wenn der Zins wieder steigt und neue Schulden nicht mehr so günstig aufgenommen werden können? Der Durchschnitt wird folglich wieder steigen. Nur mal so als Denkanstoß: 3% von 2.000.000.000.000 (2 Billionen) wären 60.000.000.000 (60 Milliarden).

Nur für Zinsen.

Ich denke, wir sind uns einig, dass die Staaten im jetzigen Umfeld wohl die Gewinner sind. Natürlich sind EZB und Politik unabhängig voneinander (natürlich). Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass unsere Politiker den Zentralbankern gerade durchaus dankbar sind.

Real zahlst du jetzt schon oftmals einen Strafzins

Was vielen Sparer gar nicht so richtig bewusst ist:

Ab und zu zahlst du schon heute real, also nach Abzug von Steuern und Inflation, drauf. Sprich, der gutgeschriebene Zins auf deinem Konto reicht nicht aus, um den Kaufkraftverlust und die Abgaben zu begleichen. Erst wenn der Zins über eben diese hinausgeht, dann erwirtschaftest du real tatsächlich eine Rendite.

Es gab aber schon öfters Gelegenheiten, wo real gesehen der Sparer draufgezahlt hat. Eine paradoxe Situation, da wird dir etwas auf dein Konto gezahlt, es sieht also zunächst nach mehr aus, tatsächlich kannst du dir aber insgesamt weniger kaufen als zuvor. Man freut sich quasi, dass Erspartes jetzt weniger wert ist und merkt es oftmals noch nicht einmal.

Das gilt übrigens auch für die “gute alte Zeit” als es noch 5% Zinsen auf das Girokonto gab. Vereinfacht gesagt, was nützen mir 5% Zinsen, wenn allein schon die Inflation 6% beträgt?

Das Thema Strafzins ist also kein völlig Neues, das erst im aktuellen Umfeld geboren wurde.

Fazit: Ruhig Blut

Wie du siehst, gibt es verschiedene Handlungsansätze, um negativen Zinsen zu entgehen. Teilweise werfen sie sogar etwas Rendite ab. Allerdings musst du dafür auch etwas Kursrisiko, also dass der Wert auch mal schwanken kann, beziehungsweise Illiquidität in Kauf nehmen.

Im Falle von Negativzinsen würde ich zu einem diversifizierten Ansatz raten, bestehend aus verschiedenen der oben genannten Lösungen. Damit dürfte man gut gegen Strafzinsen gerüstet sein.

Allerdings geht es nicht ganz ohne Herausforderungen, denn man muss seine Liquidität noch intensiver im Auge haben als man es eh schon tun sollte.

Zusätzlich muss man auch darauf achten, mit der jeweiligen Lösung am Zahlungsverkehr in irgendeiner Art und Weise praktikabel teilnehmen zu können.

Selbst wenn man keine Rendite mit einer halbwegs praktikablen Alternative erwirtschaftet, die Mehrheit der Sparer wird trotzdem im Falle von Negativzinsen darauf ausweichen.

Denn keine Rendite ist immer noch besser als eine negative Rendite.

Mein Net Worth im April 2022:
253.000 €

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