Finanzielles Glück = Persönliches Glück

Heute wird es philosophisch auf Homemade Finance.

Du bist vielleicht in Entrüstung wegen des Titels hierher gekommen aber ich möchte mich einfach nur ganz in Ruhe mit dir unterhalten. Zum Teufel jagen kannst du mich danach immer noch.

Also mach es dir mit mir vor dem prasselnden Kamin bequem, schenk dir einen kleinen Whisky ein und lass uns über den Zusammenhang zwischen deinem persönlichen Glück und deinem finanziellen Glück unterhalten.

Was verstehe ich unter finanziellem Glück?

Bevor wir so richtig loslegen, sollten wir uns auf ein paar Grundbegriffe einigen. Denn der Ausdruck “finanzielles Glück” ist auf jeden Fall sehr weitläufig und jeder von uns wird etwas Anderes darunter verstehen.

Meine Auffassung von finanziellem Glück ist die folgende:

1. Meine Einnahmen übersteigen meine Ausgaben deutlich.

2. Ich habe ein regelmäßiges und verlässliches Einkommen.

3. Ich kann regelmäßig überschüssiges Geld investieren.

4. Ich habe meine Finanzen so im Griff habe, dass ich jederzeit weiß wo wie viel Geld liegt.

5. Finanziell wirklich bedrohliche Risiken sind abgesichert.

6. Der unvermeidbare Steuer- und Papierkram ist so ordentlich und effizient wie möglich organisiert.

Kurzum, wenn alles Notwendige im Bezug auf Geld getan ist.

Das verstehe ich unter finanziellem Glück.

Ganz explizit spielt die Höhe deines Vermögens absolut keine Rolle. Daher kann auch ein Millionär nach meiner Definition finanziell (und damit auch persönlich wie wir gleich feststellen werden) unglücklich sein.

Was verstehe ich unter persönlichem Glück?

Im Gegensatz zum finanziellen Glück ist persönliches Glück zu individuell, um es in einer für alle gleichermaßen gültigen Definition festzuhalten.

Daher habe ich mich für unseren Plausch für eine denkbar einfache Lösung entschieden:

Um generell Glück zu erreichen muss man ja grundsätzlich immer Probleme lösen. Ohne Lösungen auf unsere Herausforderungen im Leben, egal ob groß oder klein, finden wir auch kein Glück, ganz einfach.

Wenn wir also unsere Probleme als einen Haufen darstellen, dann machen finanzielle Aspekte einen Teil davon aus.

Persönliche Herausforderungen und damit auch persönliches Glück sollen in unserer Diskussion somit ganz einfach der verbleibende Rest sein:

diagramm-glueck

 

Kurzes Zwischenfazit:

  • Sowohl persönliches Glück als auch finanzielles Glück erlangen wir durch das Bewältigen von Herausforderungen.
  • Finanzielles Glück kommt durch das Bewältigen finanzieller Herausforderungen, persönliches Glück durch die Bewältigung persönlicher Herausforderungen.
  • Persönliche Herausforderungen (grau) sind all jene, welche nach Abzug finanzieller Herausforderungen (homemadefinanceblau) übrigbleiben.

Wie hängen dein finanzielles und dein persönliches Glück zusammen?

Wir haben bislang unsere Aufgaben bei unserem Streben nach Glück erstmal in zwei gleichrangige Kategorien eingeteilt:

Finanziell und persönlich.

Das ist aber nicht ganz vollständig, denn meiner Ansicht nach gibt es eine Hierarchie zwischen diesen beiden Kategorien.

Eine weiterentwickelte Grafik verdeutlicht meine Überlegungen:

diagramm-persoenliches-glueck-ring

Meiner (vermutlich unpopulären) Meinung nach müssen finanzielle Probleme zuerst erledigt werden, bevor man sich den persönlichen Problemen widmen kann.

Quasi zuerst die Schale und dann der Kern.

Lass mich das erklären:

Finanzielle Herausforderungen überstrahlen alle Bereiche deines Lebens. Ganz egal ob deine Beziehung, deinen Freundeskreis oder deinen Job. Egal um was es geht, wenn du finanziell bis zum Hals im Schlamassel steckst, dann wirst du das auch in allen anderen Bereichen deines Lebens spüren und jeder davon wird auf die eine oder andere Weise in Mitleidenschaft gezogen werden.

Persönliches Glück wird dadurch nur schwer erreichbar oder zumindest nur kurzfristig.

Daher sollte man sein finanzielles Glück noch vor seinem persönlichen Glück in Angriff nehmen und damit sich so effizient wie möglich zum größtmöglichen individuellen “Gesamtglück” durcharbeiten.

Das Pareto-Prinzip lässt an dieser Stelle natürlich auch wieder grüßen.

Warum nicht gleichzeitig an finanziellem und persönlichem Glück arbeiten?

Das wäre doch auch viel realistischer oder etwa nicht?

Realistischer? Ja.

Effizient? Nein.

Wir rufen uns noch einmal ins Gedächtnis:

Finanzielle Herausforderungen strahlen auf unser gesamtes Leben aus. Unser gesamtes restliches Leben wird so vielleicht nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen aber definitiv beeinträchtigt.

Es ist also sinnvoll, die Schale erst einmal zu entfernen, bevor man sich um den eigentlichen Kern kümmert. Persönliches Glück lässt sich auch viel einfacher erarbeiten, wenn man nicht von Geldsorgen im Hinterkopf laufend abgelenkt wird.

Noch einmal: Finanzielles Glück bedeutet nicht automatisch reich sein zu müssen! Es bedeutet einfach seine Finanzen nach ein paar einfachen Regeln (siehe weiter oben) zu organisieren.

Ich habe es eingangs ja schon einmal erwähnt, was ich unter finanziellem Glück verstehe. Es ist nicht notwendigerweise dasselbe wie viel Geld auf dem Konto zu haben. Viel Geld ist meist nur ein Nebeneffekt von finanziellem Glück. Denn wer seine Finanzen im Griff hat, wird es auch schaffen Vermögen zu bilden.

Was ich damit sagen will ist, dass falls du noch kein oder nur wenig Geld auf der Seite hast, heißt das nicht, dass du nicht auch finanziell glücklich sein und damit nicht auch dein persönliches Glück suchen kannst.

Meiner Ansicht nach ist es einfach nur sinnvoller zuerst finanzielles Glück zu erarbeiten und dann an deinen persönlichen Zielen zu feilen. Ich bin überzeugt, dass Leben ist so leichter zu bewältigen.

Klar kann man auch an beidem gleichzeitig arbeiten und in der Regel tun wir das auch alle. Ich glaube aber wie zuvor erläutert nicht, dass es der schnellste Weg ist.

Geld ist nicht alles im Leben

Wie Heisenberg schon sagte:

“You’re goddamn right.”

Ich seh das mit der Kohle so:

Geld macht nicht glücklich, es macht nur das Leben leichter.

Ich wollte das an diesem Punkt nur mal klarstellen, denn, wenn man als Finanzler mit einem Finanzblog sagt, dass finanzielle Probleme vor persönlichen gelöst werden sollten könnte es sein, dass man mich für einen Menschen mit falschen Prioritäten hält.

Auch wenn mir das Thema Finanzen perverserweise persönlich viel Spaß bereitet, so bin ich mir trotzdem bewusst, dass es nicht das ganze Leben ist, sondern lediglich ein (wenn auch wichtiger) Aspekt dessen.

Also packt die Mistgabeln und Fackeln wieder ein. 😉

Glück ist die Beherrschung eines Prozesses und kein final erreichbarer Zustand

Mein Eindruck bei vielen Menschen ist der, dass sie glauben Glück jedweder Art wäre durch das Überschreiten einer bestimmten Ziellinie erreicht und dann final sowie für immer vorhanden.

Ich denke, dass ist die perfekte Anleitung für das Unglücklichsein.

Glück ist kein endgültiger Zustand, sondern vielmehr die Beherrschung von Vorgängen im Leben.

Deswegen taucht in meiner obigen Anleitung für finanzielles Glück auch nicht so etwas wie “Mit einer Million Euro hast du geldtechnische Glückseligkeit erlangt” auf.

Nein, alle Aussagen beziehen sich auf Prozesse die niemals abgeschlossen sein werden.

Ich formuliere es anders:

Glück ist, wenn man es schafft die Bälle welche einem das Leben zuwirft zu jonglieren. Mit Übung und Ausdauer schaffen wir es irgendwann sicher einmal eine gewisse Zeit am Stück alle Bälle in der Luft zu halten und sind glücklich darüber. Natürlich wird uns auch ab und an ein Ball mal wieder herunterfallen. Dann müssen wir uns neu sortieren, den Ball aufheben und einfach wieder in die nächste Runde starten.

So ist ganz einfach das Leben.

Es gibt dabei bestimmte Bälle, die werden uns immer wieder zugeworfen, ob wir wollen oder nicht. Das wären die Finanzen.

Es gibt aber auch Bälle, bei denen wir uns zumindest etwas entscheiden können, wann wir sie hinzunehmen wollen. Das sind deine persönlichen Herausforderungen.

Wenn wir also merken, dass wir mit den Bällen, die wir schon haben klarkommen, dann schnappen wir uns den nächsten Ball und leveln sozusagen up. Solange bis wir tatsächlich ganz ordentlich jonglieren können.

Wenn wir uns jetzt vorstellen, wir versuchen anfangs nur die persönlichen Bälle zu jonglieren, dann wird das Leben trotzdem erbarmungslos immer wieder Bälle auf uns werfen.

Wie gut kannst du jonglieren (lernen), wenn dich jemand dauernd von der Seite mit Bällen bewirft? Es macht es sicher nicht leichter und auf die Nerven geht es mit der Zeit sicher auch.

Mein Vergleich ist vielleicht nicht perfekt aber er transportiert sehr gut meine Auffassung, dass Glück ein andauernder Prozess und kein finales Ziel ist sowie warum finanzielles Glück noch vor persönlichem Glück angestrebt werden sollte.

Das Leben ist dein Haus

Bevor ich meinen Whisky nun austrinke und mich zurückziehe, lass mich noch einen letzten blumigen Vergleich anbringen, warum finanzielles Glück die Basis für persönliches Glück darstellt.

Das Leben ist wie ein Haus. Individuell, schützend, ein Zuhause für unsere Träume. Aber wie jedes Bauwerk braucht auch das Haus des Lebens ein ordentliches Fundament um stabil zu stehen.

Dieses Fundament sind unsere Finanzen. Wenn wir diese im Griff haben, dann können wir in Ruhe uns dem Hausbau widmen und es zu dem werden lassen was wir uns wünschen.

Zuerst das Fundament, dann das Haus:

haus-des-gluecks

Cheers.

Das Geheimnis hinter persönlichem Glück

Wir glauben gerne, wir wären nicht das, was wir tatsächlich aber eigentlich sind: eine schwach behaarte Affenart.

Wir sehen uns gerne als etwas besonderes aber die Wahrheit ist, wir sind nichts weiter als eine Tierart in dieser schönen Welt.

Und ebenso wie man das Verhalten von Affen untersuchen kann, um Rückschlüsse auf ihr Wesen zu ziehen, kann man auch Menschen und ihr Verhalten untersuchen.

Genau das tut die Wissenschaft auch und stellt hinsichtlich des persönlichen Glücks Erstaunliches fest:

Ob ein Mensch glücklich ist oder nicht hängt nicht davon ab wie viel er absolut erreicht, sondern wie er zu dem Erreichten gekommen ist.

Lass mich das mit einer kleinen Grafik erklären:

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Wir sehen auf der senkrechten Achse den erreichten Erfolg. Das kann finanzieller Wohlstand aber auch das Erreichen persönlicher Ziele (z.B. eine Beziehung) sein. Auf der waagerechten Achse sehen wir die Zeit die es gebraucht hat, um den Erfolg zu erreichen.

In dieser Grafik sind die Verläufe von zwei Menschen (Mensch A und Mensch B) eingezeichnet. Beide haben am Ende gleich viel Erfolg erreicht.

Allerdings hat Mensch A zunächst einen kometenhaften Aufstieg hingelegt und bereits nach ungefähr der Hälfte der Zeit sein künftiges Endniveau erreicht. In der zweiten Hälfte hat sich also nichts mehr getan und der Erfolg verharrte auf einem Niveau.

Mensch B hat seinen Erfolg hingegen kontinuierlicher erlangt. Gleichmäßig hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes hochgearbeitet und Jahr um Jahr dafür gesorgt ein wenig voranzukommen. Am Ende hat er den früheren Überflieger eingeholt und gleich viel persönlichen oder finanziellen Erfolg erreicht.

Soweit so gut aber jetzt kommt’s:

Untersuchungen zeigen, dass Menschen vom Typ B sich in der Regel als glücklicher einstufen als Menschen von Typ A.

Und das obwohl beide in absoluten Zahlen gleich viel erreicht haben!

Das bedeutet, dass es gar nicht so wichtig ist wie viel man erreicht als wie man es erreicht.

Ein Finanzbeispiel:

Jemand der sich über 20 Jahre kontinuierlich und Stück für Stück ein Vermögen erarbeitet hat ist insgesamt glücklicher als jemand der zuerst den großen Coup (beispielsweise erfolgreiches Start-up gründen und für viel Geld verkaufen) gelandet hat aber bei dem dann nichts mehr kam.

In anderen Worten:

Nicht die Höhe des Gipfels zählt, sondern der Weg den man dahin zurücklegt.

Anleitung zum Glücklichsein

Eine mathematische Interpretation der obigen Forschungsresultate ist die, dass derjenige glücklicher ist, dessen erste Ableitung bzw. dessen Steigung der Funktion zum Erfolg stets positiv ist. Das Ausmaß der Steigung ist zweitrangig.

Viel wichtiger ist es dafür zu sorgen, dass das Vorzeichen deines Weges IMMER positiv ist und nicht nur im Durchschnitt!

Das heißt um persönliches Glück zu erlangen solltest du dafür sorgen, dass es bei dir Stück für Stück vorwärts geht und nicht in sprunghaften Etappen.

Das Schöne dabei ist:

Es ist auch viel leichter kleine inkrementelle Verbesserungen im Leben zu erreichen als den einen großen Sprung.

Hier streifen wir jetzt fast eher schon die Philosophie.

So erkläre ich mir übrigens auch die These, warum Menschen die bereits sehr früh im Leben (Kinderstars, Sportler, …) sehr großen Erfolg hatten nicht immer ein glückliches Leben führen.

Es gelang ihnen schlicht nicht für eine stetig positive Steigung in ihrem Leben zu sorgen.

Das Thema ist sehr komplex und im Endeffekt bewegen wir uns hier an einer Art seltsamen Grenze zwischen Psychologie, Finanzwissenschaften und Philosophie.

Ich hoffe trotzdem das ich meine Gedanken in halbwegs verständliche Worte fassen konnte.

Fazit

Heute haben wir uns mal etwas abseits der ausgetretenen Pfade vieler Personal Finance Blogs bewegt.

Wir haben einen Blick auf das größere Bild geworfen.

Warum haben wir das getan? Um uns für ein größeres, von mir aus auch edleres, Ziel zu motivieren. Ein fettes Depot und finanzielle Unabhängigkeit sind nämlich kein Selbstzweck auf Homemade Finance. Sie sind nur ein Mittel zum Erreichen unseres Ziels:

Glück.

Jetzt bist du gefragt: Was ist für dich dein persönliches Glück? Gefällt dir diese Art von “Kamin-und-Whisky-Gesprächen”? Mehr davon? Die Kommentare warten auf dich 🙂

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