So sieht mein ETF-Portfolio aus (ca. 8% p.a.)

Heute wird es spannend:

In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie ich mir hemdsärmelig meinen eigenen kleinen aber feinen ETF Sparplan zusammengebaut habe und wie ich diesen möglichst kostengünstig bespare.

Noch was: Das ist so wie ich es mache. Das ist sicher keine Patentlösung oder für jeden gleichermaßen geeignet. Jeder Anleger ist individuell. Es ist vor allem auch keine Aufforderung mir es einfach blind nach zu machen. Du und du allein bist für dein Geld verantwortlich.

Ich bin auch kein Anlageberater, also hinterfrage alles äußerst kritisch was ich so von mir gebe.

Mir ist auch bewusst, dass sich über gewisse Aspekte meines Ansatzes sicherlich trefflich diskutieren lässt. Das wünsche ich mir am Ende ja auch, denn so entsteht hoffentlich ein fruchtbarer Austausch aus dem wir alle etwas mitnehmen können.

Scheue dich also nicht einen Kommentar dazulassen 🙂

Sonst noch was? Nein? Dann lass uns loslegen!

Und am Anfang war das Nichts

Zu Anfang beginnt alles mit einem Gedanken:

Ich baue mir ein diversifiziertes sowie kostengünstiges ETF-Portfolio auf, welches ich die nächsten Jahrzehnte konstant bespare und so durch den Cost-Average Effekt zu einer vernünftigen Rendite komme.

Soweit so gut, ein Portfolio mit ETF soll also her:

Ok, das ist natürlich etwas vage aber ich möchte mit dir zusammen komplett bei null anfangen. Im Laufe dieses Artikels wird die Aufteilung des ETF Sparplans dann immer feiner werden.

Aktien und Anleihen

Im Wesentlichen gibt es zwei klassische Wertpapierarten:

Die Aktie und die Anleihe.

Um den Rahmen dieses Beitrages nicht zu sprengen gehe ich auf die Unterschiede nicht im Detail ein aber fasse kurz die wichtigsten Aspekte zusammen:

Aktie Anleihe
Eigenkapital Fremdkapital
Variable Dividende Feste Zinsen
Unbegrenzter Kursgewinn Begrenzter bzw. kein Kursgewinn
Kommt bei Insolvenz zum Schluss Kommt bei Insolvenz als Erstes
Mitunternehmer Geld leihen

Wenn man sich die Tabelle so ansieht, dann fällt einem auf, dass es eigentlich nicht möglich ist zu sagen das eine wäre dem anderen klar überlegen.

Vielmehr scheinen die beiden sich gegenseitig zu ergänzen, fast als etwas Komplementäres. In die Sprache der Statistiker kann man das als nicht perfekte Korrelation und damit Diversifikationsmöglichkeit übersetzen.

Genauso ist es auch, deswegen ist es auch sinnvoll kein reines Aktien- oder Anleihenportfolio zu besparen.

In der Vergangenheit war eine Mischung der beiden Formen stets die beste Wahl und so soll es auch in meinem Portfolio sein.

Auf zwei Beinen steht es sich einfach besser.

Aber wie soll die Verteilung Aktien/Anleihen in meinem Sparplan denn jetzt aussehen?

50/50? 90/10?

Ich habe mich für eine 60/40 (bzw. strenggenommen 80/20 aber dazu später mehr) Aufteilung entschieden, weil:

Das heißt unsere Grundidee von weiter oben hat schon etwas Gestalt angenommen:

Der Aktienanteil: NixDAX und die MSCI World zu Gast bei Freunden

Um es kurz und schmerzlos zu machen, der DAX kommt mir nicht in die Tüte/Portfolio. Zu klein, geographisch begrenzt und von zu wenigen Firmen dominiert. Hier habe ich mich da schon einmal ausführlich darüber ausgelassen.

Um sich für meinen ETF Sparplan als Kandidat zu qualifizieren muss ein Index möglichst sein:

  • mindestens 400 Positionen groß
  • nicht zu stark auf bestimmte Sektoren fokussiert

An einen ETF in meinem Sparplan habe ich übrigens folgende Anforderungen:

  • physisch replizierend
  • steuereinfach
  • ausschüttend
  • Volumen von >250 Millionen haben

Es gibt in der Finanzcommunity so eine Art Faustregel für den Aktienteil, 70% MSCI World und 30% MSCI Emerging Markets. Diese Mischung gilt als solide aber ich bin trotzdem nicht ganz zufrieden damit:

  1. Mir sind die USA im Vergleich zu Europa etwas arg dominant im MSCI World, aktuell machen diese mehr als 55% aus. So richtig World finde ich das nicht mehr.
  2. Warum 70%/30%? Meiner Meinung nach gibt es dafür keinen besondere Begründung, denn beide Indize sind doch recht stark korreliert, klar irgendwie hängen ja die Industrieländer auch mit den Schwellenländern zusammen.

Ich habe mich daher für folgende Alternative zum Klassiker entschieden:

  • 30% STOXX Europe 600, um Europa etwas stärker zu betonen
  • 30% S&P 500, um das Powerhaus (nach wie vor) USA dabei zu haben
  • 30% MSCI Emerging Markets, um dabei zu sein wenn diese nach oben streben

Damit nimmt mein Portfolio langsam Gestalt an:

Der Anleihenanteil: Der Sündenfall

Vor diesem Abschnitt habe ich mich etwas gefürchtet, denn jetzt teile ich mit dir ein Geheimnis:

Ich habe etwas Riskantes im Anleihenteil meines Portfolios.

Einen High-Yield Bond ETF

Ganz recht.

Diese Teile schwanken relativ im Gleichschritt mit den Aktienmärkten und sind daher im Diversifikationseffekt überschaubar. Sie sind NICHT als risikoarmer Teil eines Portfolios geeignet, High-Yield Bonds ähneln vom Risiko eher Aktien.

Warum ich trotzdem einen im Portfolio habe und warum ich damit mit mir selber mittel glücklich bin kannst du in einem eigenen Beitrag zu High-Yieldern nachlesen.

Zu meiner Verteidigung sei aber gesagt, dass als Ausgleich meine eiserne Reserve recht großzügig bemessen ist und daher der risikoarme Teil insgesamt nicht so gering ist wie es vielleicht den Anschein hat, wenn man das Portfolio alleine betrachtet.

Entschieden habe ich mich für den Markit iBoxx Euro Liquid High Yield Index, welcher auf Euro lautende Nicht-Investmentgradepapiere in sich vereinigt. Mit rund 470 Positionen ist dieser relativ breit aufgestellt.

Die gute alte Staatsanleihe darf natürlich auch nicht fehlen. Da ich auch hier nicht auf einzelne Länder setzen möchte, sondern zumindest auf eine Handvoll, habe ich mir den Markit iBoxx € Liquid Sovereigns Capped 1.5-10.5 auserkoren.

In diesem finden sich relativ gleichmäßig verteilt Anleihen von ein paar großen Euro Ländern. Wenn ich meinen Anleihenteil konservativer ausrichten möchte, dann würde ich statt dem High-Yielder Staatsanleihen ins Depot packen.

Insgesamt kann man aber sagen, dass mein Anleihenanteil so durchaus eher risikofreudig ist. Das liegt schlicht daran, dass ich den Großteil meiner Ansparphase noch vor mir habe und hier damit bewusst etwas mehr Risiko eingehen möchte.

Damit sieht mein ETF Sparplan nun wie folgt aus:

Ein wunderschönes Ding, nicht wahr?

Und wie bespare ich meinen Plan jetzt?

Diversifizieren und die Kosten so niedrig halten wie möglich ist praktisch alles was man als Anleger wirklich in der Hand hat.

Diversifiziert sind wir schon ganz ordentlich (allein der Aktienanteil hat schon knapp 2000 verschiedene Titel), jetzt wollen wir die Kosten so gering wie nur irgend möglich halten.

Bei der TER bzw. TD (besseres Maß um die Kosten eines ETF zu beurteilen aber dazu wann anders mehr) haben wir nicht viel in der Hand, außer uns für einen günstigen ETF zu entscheiden.

Was wir aber zumindest etwas in der Hand haben ist, wie wir mit Brokergebühren umgehen.

Denn stell dir Mal folgende Situation vor:

Du hast eine Sparrate von 1000€.

Das ist schon recht stattlich aber, wenn du jetzt jeden Monat jeweils einmal nachkaufst, dann hast du 5 Käufe à 200€. Das bedeutet auch 5 Mal Kaufgebühren bezahlen.

Nehmen wir diese als 6€ pro Kauf an, dann bedeutet das Kaufgebühren von 30€.

Oder anders ausgedrückt:

30/1000 = 3%

Unschön, du startest so schon einmal mit etwas Gegenwind in deine Ansparphase. Bei geringeren Ansparraten wird es sogar noch deutlich schlimmer.

Ich habe aber eine Lösung für dich:

Statt Monat für Monat alle ETF in deinem Plan gleichmäßig zu besparen, nimmst du deine ganze Sparrate und steckst es reihum in einen einzigen ETF.

Praktisch in Monat 1 in den ersten, in Monat 2 in den zweiten, usw. Nach 5 Monaten habe ich so mein Portfolio einmal durch und kaufe jeden ETF damit etwas mehr als zweimal pro Jahr nach.

Da man so pro Monat nur noch einen ETF kauft, lassen sich die Gebühren deutlich reduzieren.

So kommt es nur noch zu einem Kauf mit von mir aus 8€ Gebühren.

8/1000 = 0,8%

Das sieht doch schon besser aus.

Falls du bedenken hast, dass der Cost-Average Effekt so nicht zum Tragen kommt, hier mal ein kleines Beispiel anhand des S&P 500, welches ich mit diesem empfehlenswerten kleinen Tool dargestellt habe. Beide Berechnungen beziehen sich auf einen Zeitraum über die letzten 30 Jahre:

Monatliche Sparrate von 200 Sparrate von 1000 alle 5 Monate
Endvermögen: 224.405 Endvermögen: 226.979

Wie du erkennen kannst, über lange Zeiträume spielt das Sparintervall keine so große Rolle wie man vielleicht befürchtet. Man muss also nicht krampfhaft und gebührenintensiv jeden Monat jeden ETF besparen.

Gleiches Ergebnis bei weniger Gebühren. So gefällt mir das.

Ein Wort zum Tagesgeld

Wo ist deine Cashquote, dein Notgroschen, deine eiserne Reserve?

Gut, dass du fragst.

Natürlich habe auch ich ein Liquiditätspolster für brenzlige Situationen auf einem Tagesgeldkonto. Der Grund warum dieses hier nicht explizit auftaucht ist, dass es bereits von dem Cash-Flow der ins Portfolio strömt davor abgezweigt ist.

Das heißt, bevor Geld in den ETF Sparplan geht, wird zuerst die Reserve bei Bedarf wieder aufgefüllt und um ein paar Euro erhöht.

Liquide bleiben ist extrem wichtig wird aber leider oft stiefmütterlich vernachlässigt. Dabei kann mangelnde Liquidität über Anlagererfolg- und Misserfolg entscheiden.

Stell dir bloß vor, dir geht unterwegs das verfügbare Geld aus und du musst deinen ETF Sparplan zumindest ein Stück weit auflösen um an liquide Mittel zu kommen. Und stell dir vor dummerweise gerade ist mal wieder Krise. Der denkbar schlechteste Zeitpunkt um zu verkaufen.

Es gibt also ein Tagesgeldkonto, es ist nur nicht Teil meines Wertpapierdepots.

Ein Wort zu Immobilien

Manche werden in meinem Portfolio vielleicht die gute alte Immobilie vermissen. Halte ich Immobilien etwa für keine gute Geldanlage?

Mitnichten, der Grund dafür ist viel banaler:

Ich sehe eine Immobilie nicht als Kapitalanlage im engeren Sinne, sondern vielmehr als ein Geschäft, dass man aktiv betreibt. Damit ist es in meinen Augen von einem Wertpapierdepot, um das es bei einem ETF Sparplan im Endeffekt geht, klar zu unterscheiden.

Im Übrigen sieht der Gesetzgeber das ähnlich, denn unter den sieben Einkunftsarten die aus steuerlicher Sicht unterschieden werden sind die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung neben den Einkünften aus Kapitalvermögen eigenständig.

Eine Wohnung ist kein Wertpapier. Theoretisch könnte man zwar über REIT ETF indirekt in Immobilien investieren aber dann hätte man wieder einen Mittelsmann mehr zwischen sich und Investitionsgut, was bedeutet auf Rendite zu verzichten.

Außerdem würde ich bei REIT in einem Portfolio auch eine Konzentration auf einen bestimmten Sektor ankreiden. Ich konzentriere mich bei meinem ETF Sparplan nicht auf Sektoren, ich will ein Weltportfolio.

Worauf ich hinaus möchte, Immobilien, können äußerst lukrativ sein aber in meinen Augen sind sie wie gesagt eher ein Business für sich um das man sich auch regelmäßig kümmern muss, als eine leicht skalierbare set-and-(more-or-less)forget Lösung.

Mittelfristig will ich nicht ausschließen darin zu investieren aber auch dann werde ich Immobilien separat neben meinem ETF Portfolio behandeln.

Zusammenfassung und Ausblick

Erst einmal Gratulation, du hast dir gerade einen richtig langen Artikel zum Thema ETF und Geldanlage durchgelesen.

Gut gemacht!

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig die Schritte aufzeigen, die ich befolgt habe um mir meine Vorstellung eines ETF Sparplans zu verwirklichen und vielleicht sind ja ein paar Anregungen für dich dabei.

Wird mein ETF Portfolio bis in alle Ewigkeit so aussehen? Im besten Fall schon, man soll ja niemals nie sagen aber abgesehen von dem High-Yield ETF bin ich mir schon sehr sicher mit dieser Konstellation auch in vielen Jahren noch glücklich zu sein.

Es brächte auch nichts, in zwei Jahren alles über den Haufen zu werfen und etwas ganz Anderes zu tun, dass verursacht nur Kopfschmerzen und kostet Geld sowie Zeit. Eben diese Zeit möchte ich mit angenehmeren Dingen des Lebens verbringen als jeden Tag sinnlos und teuer mein Portfolio umzubauen.

Was jetzt noch bleibt ist also den entworfenen Plan durchzuziehen und sich unterwegs nicht ablenken zu lassen.

Konstanz ist eines der Schlüsselwörter und vielleicht die wichtigste Eigenschaft an der Börse überhaupt.

Jetzt bist du dran: Was hast du so in deinem Portfolio? Was würdest du an meiner Stelle anders machen?

Sag mir jetzt in einem Kommentar deine Meinung!

Mein Net Worth im April 2022:
253.000 €

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