Es ist mal wieder soweit:
Die nächste Finanzkrise ist da!
Am Horizont ziehen tiefschwarze Wolken ihre Bahnen, Unheil liegt in der Luft. Die Kurse an der Börse zucken wie bösartige Blitze nach unten und erschlagen panisch davonlaufende Anleger.
In der Ferne ist das schrille, gequälte Kreischen der Medien zu hören.
Der Geldzauberer Mario Draghi murmelt auf der Spitze seines Turms mystische Beschwörungsformeln in den Wind und niemand weiß, ob er nun einer von den Guten, oder einer von den Bösen ist.
Eine Hexenkönigin namens Volatilität reitet ihr wildes Höllenpferd mit rotglühenden Augen, dampfendem Atem und weißem Schaum vor dem Maul durch das dämmrige Dunkel unserer Depots.
Willkürlich erschlägt sie Investoren, zertrümmert Rendite und vergiftet Selbstvertrauen mit ihrem Schwert der Ungewissheit, nur um die armen Teufel anschließend in die ewig schwarze Tiefe eines realisierten Verlustes hinabzuschicken.
Es ist das Ende der Weltwirtschaft wie wir sie kennen, sozusagen der Weltuntergang in Reinkultur.
Wieder einmal.
Inhalt
- 1 Finanzkrisen hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben
- 2 Was soll ich bei der nächsten Finanzkrise jetzt genau tun?
- 3 Wie kann ich mich auf die nächste Finanzkrise vorbereiten?
- 4 Die einzige Möglichkeit, wie dich die nächste Finanzkrise Geld kosten kann
- 5 Börse ist vor allem Psychologie
- 6 Crashkurs in Ist-mir-doch-schei*egal
- 7 Zusammenfassung
- 8 Checkliste: Nächste Finanzkrise
- 9 Epilog
Finanzkrisen hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben
Ok, ich gebe ja zu:
Bei der Einleitung habe ich diesmal vielleicht etwas dick aufgetragen. Aber so, oder so ähnlich, haben wir alle die letzte Finanzkrise in Erinnerung. Oder die davor. Oder die davor. Oder die davor.
Kann es eigentlich sein, dass sich die gleiche Story immer und immer wieder wiederholt?
Kurz gesagt:
Ja, ganz genau, das tut sie! Aber glaube nicht mir, glaube den Fakten.
Ich habe hier mal für dich den Kursverlauf des S&P 500 seit 1970 aufgezeichnet. Das ist ein alter Hut, ich weiß, aber als kleinen Twist habe ich dir zusätzlich alle mittleren und größeren Krisen an der Börse dazu eingetragen:
Hand auf’s Herz:
Hattest du davor schon von all diesen Krisen gehört? Oder kannst du dich noch an alle Finanzkatastrophen im Detail erinnern? Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wirst du eine der beiden Fragen mit Nein beantworten.
Ich habe natürlich noch etwas weiter für die globale Krisengeschichte der Börsen recherchiert und weltweit für den Zeitraum zwischen 1900 und 2017 mehr als 30 Finanzkrisen auf der Welt ausmachen können. Mehr als 30! Das bedeutet, rund alle vier Jahre ist irgendwo auf der Welt ein Markt abgeschmiert.
Es wird nochmal extremer, wenn man sich den Zeitraum zwischen 2000 und 2017 genauer ansieht. Hier finde ich ganze 13 kleinere und größere Börsencrashes. Das bedeutet im Schnitt ein Crash alle 16 Monate.
Um Himmels willen! So viele Sorgen könnte ich mir gar nicht machen, selbst wenn ich wollte.
Interessanterweise, stehen nichtsdestotrotz zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, die Märkte teilweise so hoch wie niemals zuvor.
Was können wir an dieser Stelle dann daraus lernen?
Nun, im Endeffekt zwei Dinge:
Was soll ich bei der nächsten Finanzkrise jetzt genau tun?
Regelmäßig erzähle ich auf Homemade Finance, dass wir uns mit einem grundsätzlich ordentlich aufgebauten Weltportfolio vor den Launen der Märkte nicht fürchten müssen.
Aber was sollen wir denn nun konkret tun, wenn die nächste Finanzkrise dann tatsächlich da ist?
Super simpel:
Das Gleiche wie immer.
Ganz recht, das Gleiche, wie sonst auch!
Und was war das nochmal genau?
Easy, du solltest über einen Zeitraum von 15-20, besser noch 30 Jahren, regelmäßig (Monat für Monat oder Quartal für Quartal) einen konstanten Betrag anlegen. Wenn du das noch nicht tust, dann solltest du es auf jeden Fall in Erwägung ziehen und vor allem jetzt damit anfangen.
Auf lange Sicht ist es wissenschaftlich erwiesenermaßen sowieso völlig egal, ob du deine Investorenkarriere in einer Blase oder während einer Finanzkrise beginnst. Im Laufe der Zeit, nivelliert sich das von alleine wieder aus. Viel wichtiger ist es, den ersten Schritt JETZT zu tun. Nicht vergessen: The secret of winning is beginning!
Mit dieser “Strategie” des regelmäßigen Anlegens eines konstanten Betrags kaufst du ganz automatisch weniger ETF, wenn die Kurse hoch stehen, und mehr, wenn die Kurse am Boden sind.
Sind die Börsen wegen der nächsten Finanzkrise wieder einmal im tiefroten Bereich, dann kaufst du also ganz von selbst richtig viele Anteile zu einem richtig guten Kurs ein. Geil. Die ganze Geschichte nennt sich Cost-Average-Effekt und ist eines der wichtigsten Werkzeuge in deinem Instrumentarium als Investor.
So gesehen ist eine Krise für langfristig orientierte Anleger also tatsächlich etwas Gutes! Wenn das für dich immer noch wie ein Paradox par excellence klingt, dann empfehle ich an dieser Stelle meinen Beitrag zur Börsenpsychologie.
Ich bin aus statistischen Gründen sehr zuversichtlich, dass sich auch nach künftigen Krisen die Erde weiter drehen wird und wir dann bei dieser Gelegenheit unser Portfolio günstig weiter aufstocken können.
Insgesamt also eigentlich sogar eine tolle Sache, wenn, ja wenn, man denn auch den Mumm hat, nicht davonzulaufen, sondern dem Sturm stoisch standhält. Denn wie wir weiter oben schon gesehen haben, lehrt uns die Geschichte, dass wir uns im Grunde auch gar nicht zu fürchten brauchen. Irgendwann geht die Sonne auf jeden Fall wieder über dem Börsenparkett auf.
Die dritte Schlüsselerkenntnis dieses Beitrags ist also:
Wie kann ich mich auf die nächste Finanzkrise vorbereiten?
Ich bin der festen Überzeugung, dass ein sicheres Segeln durch aufgewühlte See erst durch ordentliche Vorbereitung des Bootes möglich wird.
Genau so ist es mit deinem Portfolio. Wenn du erst während eines Unwetters damit beginnst, alles festzuzurren und auf Dichtigkeit zu prüfen, dann ist das zu spät. So etwas macht man im Hafen, oder bevor man aufs offene Meer segelt. Alles andere wäre fahrlässig.
Also mach klar Schiff und prüfe, ob du und dein Portfolio folgende Kriterien erfüllt:
Diversifiziert
Kostengünstig
Kontinuierlich
Diszipliniert
Worauf ich mit diesem ganzen Beitrag im Grunde hinaus will, ist, auch wenn du mit jeder Faser deines Körpers von der Börse weg möchtest, weil die nächste Finanzkrise noch gar so bedrohlich wirkt:
- Tu es nicht! Bleib auf Kurs und kaufe regelmäßig, für gleich große Beträge deine Positionen nach!
Die einzige Möglichkeit, wie dich die nächste Finanzkrise Geld kosten kann
Ich habe vorhin schon den Kardinalfehler erwähnt, mit dem man in einer Krise unter Garantie Geld verlieren wird:
Verkaufen.
Wenn du mittendrin anfängst zu kneifen und weg läufst, dann wirst du das irgendwann in Zukunft bitter, bitter bereuen.
Das gebe ich dir schriftlich.
Denn dann hast du, meiner Ansicht nach, praktisch die einzige Möglichkeit wahrgenommen, die es gibt, um Geld an der Börse zu verlieren, nämlich das zu frühe Verkaufen.
Erinnere dich an den Überblick über die Finanzkrisen der letzten Jahre von weiter oben! Die Erde bzw. die Börse hat sich auch in den finstersten Zeiten niemals aufgehört zu drehen.
Solange morgens die Sonne aufgeht, geht auch das Leben weiter und wenn es Leben gibt sowie Menschen miteinander Handel treiben, dann wird auch die Börse nicht aufhören zu existieren. Es ist dann statistisch sehr wahrscheinlich, dass die Aktienkurse auch in Zukunft langfristig immer steigen werden.
Also lass uns ebenfalls langfristig denken und uns dazu eine geistige Einstellung aneignen, die uns während der nächsten Finanzkrise mit den Schultern zucken und entspannt in die Zukunft blicken lässt.
Börse ist vor allem Psychologie
Du denkst dir jetzt vielleicht:
Na super, Alex. Wirklich sehr hilfreich. Diversifizieren, während einer Finanzkrise regelmäßig nachkaufen und ansonsten mit den Schultern zucken? Das ist alles?
Ja, tut mir leid, mehr kann und sollte (!) man auch nicht tun. Denn wie sagt man so schön: der Teufel steckt im Detail.
Viele Anleger fokussieren sich nur auf die technischen Aspekte, wie
- “Welchen ETF soll ich kaufen?”
- “Welchen Betrag will ich regelmäßig anlegen?”
- “Welcher Broker ist sicher?”
- …
Was sich aber praktisch kaum jemand fragt, sind psychologische Aspekte, wie
- “Habe ich bereits genügend Disziplin für meinen Plan?”
- “Bin ich bereit, auch über die nächste Finanzkrise hinweg, Geld in den Markt zu stecken, selbst wenn Blut an der Börse fließt?”
Diese Fragen, die unsere eigenen Fähigkeiten kritisch hinterfragen, beantworten wir sehr gerne, sehr schnell mit “Ja”. Sozusagen der Inbegriff des Hochmuts.
Der kommt aber eben meistens vor dem Fall und deswegen ist es ABSOLUT KRIEGSENTSCHEIDEND, dass du dir eine Scheißegal-Einstellung bezüglich der Entwicklung deines Depots zulegst, zumindest für den kurzfristigen Horizont.
Denn, ich wiederhole:
Die einzige Möglichkeit, es an der Börse langfristig zu vermasseln, ist es, sich umzudrehen und zu gehen. Damit das nicht passiert, musst du dich, so gut es geht, immun machen gegen alles, was die nächste Finanzkrise schlimmer aussehen lässt als sie tatsächlich ist.
Crashkurs in Ist-mir-doch-schei*egal
Um es dir ein wenig leichter zu machen, dir deine Mir-doch-wurscht-Attitüde zuzulegen, habe ich dir ein paar Tricks zusammengeschrieben:
1. Ignoriere die Medien!
Man soll ja nicht ordinär werden, auch nicht in der ungezwungenen Atmosphäre eines Blogs, aber um meinen Punkt zu unterstreichen, muss ich schon mal sagen, dass ich gar nicht so viel zu mir nehmen könnte, wie ich wieder von mir geben wollte, wenn die Medien und irgendwelche sogenannten Experten sich wieder zu irgendeiner Finanzkrise äußern und das Ende der Welt verkünden.
Mir wird ja schon flau im Magen, wenn ich in ruhigen Börsenzeiten mir alltäglich die kurzfristigen und belanglosen Weisheiten à la “Ölpreis heute gefallen, weil blablabla” oder “DAX heute gestiegen, weil blablabla” anhören muss.
So richtig Brechreiz steigt bei mir aber dann auf, wenn in Zeiten der Krise in den Panikmodus geschaltet wird, weil man so die Auflage/ Klickzahlen ganz leicht steigern kann. Neben Sex sellt die Panik mindestens genauso gut.
Da wir tagtäglich von Medien umgeben sind, kann es da schwer fallen, sich nicht anstecken zu lassen und in der Folge dann, vielleicht etwas Unkluges zu tun.
Daher ist mein Rat an dich, die ganzen hysterischen Spinner, Möchtegern-Experten und Untergangspropheten konsequent zu ignorieren.
2. Schau nur einmal im Monat ins Depot
Du hast richtig gehört:
Logge dich nur einmal pro Monat in dein Depot ein. Dabei kaufst du lediglich den ETF nach, der laut Plan gerade dran ist, holst dir die Auszüge aus deinem Postfach ab und dann nichts wie raus da. Wenn du mehr als 10 Minuten pro Monat vor deinem Depot verbringst, dann verschwendest du deine Zeit und bringst dein Geld sogar in Gefahr.
Wenn du nur lange genug die Zahlen da drin anstarrst, dann werden sie irgendwann anfangen mit dir zu reden.
“Time den Markt, time den Markt, time den Markt!” werden sie dir zurufen. Wenn du das tust und darauf hörst, dann garantiert dir die Wissenschaft, dass du auf Dauer schlechter fahren wirst, als wenn du einfach weiter investieren würdest.
Das ist ein bewiesener Fakt.
Schlimmer noch:
Die nächste Finanzkrise verwandelt die leisen Rufe der Zahlen in schrilles, rotes Gekreische. Wenn du also zu viel Zeit in deinem Depot verbringst, dann läufst du Gefahr, irgendwann zu erliegen und den Kardinalfehler von weiter oben zu begehen.
3. Wissen, Wissen, Wissen
Ich habe vorhin bereits erwähnt, dass es mehr als 30 Finanzkrisen während der letzten knapp 120 Jahren gegeben hat. Und jedes Mal ging es danach doch wieder weiter. Das ist aus statistischer Sicht ein durchaus signifikantes Ergebnis!
Mit Wissen dieser Art, ist es um Längen leichter, einen kühlen Kopf zu bewahren und die nächste Finanzkrise etwas gelassener zu nehmen.
Das Schöne daran ist, dass du dir derartiges Wissen in Zeiten des Internets ganz leicht aneignen kannst. Als Anfang kann ich dir natürlich auch ein paar Artikel von mir ans Herz legen:
- Börsenpsychologie – Was du über dich wissen musst
- Der Erwartungswert – Das wichtigste Konzept für Erfolg
- Was ist Risiko? – Des Deutschen unliebstes Kind
- Der Zinseszinseffekt – Dein wichtigster Verbündeter
Zusammenfassung
Hier nochmal die Quintessenz des Beitrages in einer knackigen Liste:
Checkliste: Nächste Finanzkrise
- Achte darauf, dass dein Depot diversifiziert ist!
- Achte darauf, dass dein Depot kostengünstig ist!
- Ignoriere die Medien und ihre Berichterstattung! Besonders dann, wenn sie von irgendwelchen “Experten” stammt.
- Setze deinen Plan konsequent um und bespare eisern weiter dein Depot mit deinem konstanten Betrag. Vergiss nicht: Wenn die Kurse niedrig sind, bekommst du mehr ETF für das gleiche Geld. Toll!
- Denk dran, es gab ein paar Dutzend Krisen während des letzten Jahrhunderts und immer haben sich die Kurse irgendwann erholt!
- Am wichtigsten: Lass dich nicht entmutigen und halte durch!
Das ist tatsächlich alles. Wie du siehst, gibt es wirklich nicht viel, was du erledigen musst, um bei Eintreffen der nächsten Finanzkrise gut gewappnet zu sein.
Wenn du dir bereits einen ordentlichen ETF-Sparplan aufgebaut hast, dann bist hinsichtlich deines Depots bereits sehr gut vorbereitet.
Die mit Abstand größte Herausforderung in einer Finanzkrise sind nicht die volatilen Märkte, sondern wir selbst. Wir allein können uns selbst gefährlich werden. Nur wir selbst können uns Geld kosten.
Es geht im Grunde daher gar nicht darum, wie gut dein Depot ist, denn solange du die Grundregeln von weiter oben beachtest, sind alle Depots auf Dauer praktisch gleichwertig. Es geht vielmehr darum, wie gut du dich psychologisch auf den Ernstfall vorbereitet hast.
Mach dir klar, dass es nicht nur die sonnigen Zeiten eines Bullenmarktes gibt, in denen das Investieren an der Börse ein Spaziergang ist. Es wird die nächste Finanzkrise kommen, da wirst du an dir zweifeln. Es werden Zeiten kommen, in denen Gesellschaft, Medien und nicht zuletzt dein Umfeld versuchen werden, dich mit ihrer kollektiven Panik anzustecken.
In diesen Zeiten ganz ruhig am Ball und auf Kurs zu bleiben, mit den Schultern zu zucken und sich abends nach der Arbeit in aller Ruhe in den Biergarten zu setzen, ohne große Diskussion über die Märkte, DAS ist die große Herausforderung.
Ich als gebürtiger Bayer könnte mir wahrlich schlimmere Aufgaben vorstellen, wenn ich so darüber nachdenke.
Epilog
Ein feiner Lichtstreif zeichnet sich am Horizont ab und taucht die Börsenwelt in milde Zuversicht. Ein fast verloren gegangenes Gefühl taucht in den Menschen wieder auf: zaghafter Optimismus.
Der Sturm hat sich beinahe genauso schnell aufgelöst wie er aufgezogen ist. Die Volatilität und ihr Höllenroß sind auf unerklärliche Weise wieder verschwunden. Die Trümmer, welche das Börseninferno und seine Schergen hinterlassen haben, werden beseitigt, die dahingerafften Depots beerdigt und es kehrt wieder Routine in die globale Wirtschaft ein.
Schon bald sieht die Welt wieder ganz so aus, als ob nie etwas gewesen wäre.
Bis zur nächsten Finanzkrise.
Mein Net Worth im April 2022:
253.000 €
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Du bist echt ein begnadet guter Schreiber. Immer wieder sehr genial deine Texte zu lesen. Großen Respekt von mir aus dafür 🙂
Als kleine Kritik: Toller Artikel, aber ich fand die Checkliste ein wenig enttäuschend. Das hängt natürlich auch von meiner Erwartungshaltung ab 😉 Aber: Ignorier alles und mach weiter wie immer? Ob das die Depotsumme (Margin Call etc pp) vieler verkraftet?
Ich denke entscheidend ist an der Börse nicht einen Plan zu haben und diesen eisern zu verfolgen. In einem derart schnelllebigen und sich stetig verändernden Umfeld muss man sich anpassen. Ich selbst habe für verschiedene Situationen unterschiedliche Ansätze. Wann möchte ich eine hohe Investitionsquote haben, wann eine mittlere und wann eine niedrige? Was mache ich bei ATHs? Was mache ich in Korrekturen? Auch verändere ich meine Depotzusammensetzung je nach konjunktureller Lage. In einem niedrigzinsumfeld sind einige Unternehmen uninteressant, welche es bei steigenden Zinsen wieder werden und andersrum.
Ich denke am besten bereitet man sich vor, wenn man plant was mit dem Depot passiert, wenn es soweit ist und was man dann macht. Denn in einer Finanzkrise MUSS man reagieren. Hat man seine Reaktion zuvor nicht geplant, dann reagiert man planlos und emotional – und das ist teuer …
Hallo Jonas,
danke für dein Kompliment, das ehrt mich sehr 🙂
Tut mir leid, wenn du dir eine “pompösere” Checkliste gewünscht hättest. Ich sehe gerade die vermeintliche Schlichtheit als Zeichen dafür, dass wir die Auswirkungen von Finanzkrisen gerne überschätzen.
Wenn man einen aktiven Ansatz verfolgt und dabei ein Margin Konto nutzt, dann ist das mit dem simplen Aussitzen der Finanzkrise natürlich nichts. Allerdings halte ich einen aktiven Ansatz für die meisten Anleger nicht für geeignet für den langfristigen Aufbau von Vermögen. Daher bezieht sich der Beitrag auch eher auf das “passive” Investieren, wenn man es denn so nennen kann.
Aber natürlich muss das jeder nach seiner Facon selbst entscheiden 🙂
Ich stimme dir aber voll und ganz zu: Man muss VOR dem Ernstfall sich Gedanken gemacht haben wie man reagieren möchte.
Super Artikel, Alex. Danke
Hallo Julia,
danke, schön wenn er dir gefällt 🙂
“Ignoriere die Medien!”
LOL! Ich las Deine Überschrift (Hilfe, die nächste Finanzkrise ist da!) und dachte zunächst: “Hab ich was verpasst? Sind die Kurse tatsächlich in letzter Zeit abgesunken?” Ich ignoriere die Medien insbesondere bezogen auf Börsenkurse recht gut und kriege nur ab und zu mal mit, wie es gerade aussieht. Das hilft tatsächlich.
Den China-Crash habe ich überhaupt nicht richtig mitbekommen. Bei längeren Crashs ist das zugegebenermaßen schwieriger, aber man sollte sich dann nicht zusätzlich quälen und sich den täglichen ARD-Brennpunkt antun.
Abwarten, Tee trinken und nachkaufen ist tatsächlich die von mir bevorzugte Methode, um auch sicher von den gefallenen Kursen zu profitieren. Hat bislang recht gut funktioniert.
Liebe Grüße
Dummerchen
Wobei ich “Ignoriere die Medien” zu plakativ finde. Wir erhalten unsere Informationen aus den Medien. Und an der Börse werden Informationen gehandelt. Aus meiner Sicht ist es viel wichtiger den richtigen Umgang mit den Medien zu lernen. Ignoriere ich diese, dann weiß ich zu wenig und verpasse gute Einstiege oder wichtige Ausstiegspunkte.
Ja, ja, schon klar. Ich bin ja schließlich der einzige, der die Informationen, die da gehandelt werden, exklusiv erhalte und dadurch ja einen enormen Wissensvorsprung habe, der mir einen Vorteil beim Finden des wahren Werts eines Unternehmens bietet.
Ich lege passiv an und nehme eine schnöde Durchschnittsrendite mit. Das reicht mir vollkommen aus und ich schlafe und esse gut damit. Viel Spaß beim Finden der Ein- und Ausstiegszeitpunkte.
Dummerchen
Hallo Dummerchen,
ich seh schon, wir sind Geschwister im Geiste 🙂
Schön dich wieder hier zu haben!
Liebe Grüße
Ale
Hallo Alex,
eine tolle und vertiefende Ergänzung zu meinem Beitrag vom vergangenen Montag:
http://vermögensanleger.de/boersengrundregeln-teil-zwei/
Ich verwende dort ebenfalls bewusst die Formulierung: “Ignoriere die Medien!” Natürlich gilt das nicht generell, denn wie Jonas ganz richtig sagt, ziehen wir unsere Infos aus ihnen. Für mich gilt das in Bezug auf Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Kommentare und Analysen nehme ich, um mich über Tendenzen oder Zahlen zu informieren, aber niemals wird eine Empfehlung von mir berücksichtigt. Ich habe andere Interessen, als das jeweilige Medium und kann mir vorstellen, dass das bei dir ähnlich gemeint war.
Hallo Marco,
ich habe hoffentlich nicht den Eindruck erweckt mir deine Formulierung “geliehen” zu haben 😉
Den Medienaspekt hatte ich selbst vor einiger Zeit schon einmal in meinem Beitrag zur Börsenpsychologie (https://homemadefinance.de/boersenpsychologie/) aufgegriffen und fand ihn in diesem Kontext wieder nützlich.
Hinsichtlich den Medien als Informationsquelle für die Geldanlage habe ich sehr rigorose Ansichten. Meiner Ansicht nach kann man aus ihnen gar keine für die Anlage relevanten Informationen herausziehen. Aber das mögen andere wieder anders sehen 🙂
Medien sind wichtig
“Hinsichtlich den Medien als Informationsquelle für die Geldanlage habe ich sehr rigorose Ansichten. Meiner Ansicht nach kann man aus ihnen gar keine für die Anlage relevanten Informationen herausziehen.”
Nun ist ‘Medien’ natürlich ein ungenauer Oberbegriff. Aber woher wissen wir, welche Produkte ein Unternehmen macht? Wie der CEO drauf ist? Wie die Finanzen aussehen, welche Skandale passieren und und und. Alles aus den Medien. Nun gibt es seriöse Medien (Finanzen.net zum Beispiel), welche sich an Fakten entlangarbeiten, aber auch Medien, welche man tatsächlich ignorieren kann – beispielsweise die Panikmache Artikel von finanzen100.
An der Börse werden jedoch Informationen gehandelt. Wer mehr weiß, der kann besser anlegen. Immerhin sind wir als Wertpapierbesitzer auch Anteilhaber an einem Unternehmen – dann sollte man sich auch mit den News zu diesen beschäftigen. So zumindest meine Ansicht 🙂
Ein toller, umfassender Beitrag zum Thema! Auch die Grafik ist sehr aufschlussreich. Manche “Krisen” sind heute optisch kaum noch zu erkennen – sie erwiesen sich im Nachhinein als kurze Rücksetzer…
Ja, das hat mich selbst auch überrascht wie marginal selbst relativ, also prozuental, große Ereignisse wie z.B. 1987 nur 20 Jahre später aussehen.
Danke für dein Lob 🙂
Hi Alex,
wirklich super Schreibstil liest sich sehr angenehm!
Beim Inhalt kann ich Dir auch nur zustimmen, das wichtigste ist so früh wie möglich anfangen, regelmäßig investieren und bloß nicht panisch verkaufen!
Habe mich mit den gleichen Themen beschäftigt, das aber über mehrere Artikel verteilt.
VG
Roland von couch-investing.de
Hallo Roland,
danke für dein Lob, freut mich wenn es sich angenehm liest 🙂
Sehe ich genau wie du, an der Börse ist Zeit dein wichtigster Verbündeter und Panik dein schlimmster Feind.
Viele Grüße
Alex
Wenn irgendwelche BWL-Fuzzies sich in Massen auf ETFs stürzen, kann der Crash nicht mehr weit weg sein. Mal im Ernst: Was ist an ETFs derart kompliziert, dass jeder Hansdödel, analog dem ETF-Bug Finanzwesir, hierzu einen Blog eröffnen muss?
Interessant finde ich auch die Annahme dieser ETF-Bugs, ein ETF müsse im Schnitt 5% abwerfen und garantiere schon fast die finanzielle Unabhängigkeit. Jene sollten ihren zeitlichen Horizont mal über die 80er hinaus erweitern.
Hallo Anonymus,
danke für deinen Versuch eines brauchbaren Kommentars.
“Was ist an ETFs derart kompliziert, dass jeder HansRIESENdödel (Anm. d. R.), analog dem ETF-Bug Finanzwesir, hierzu einen Blog eröffnen muss?” -> Zu aller erst empfinde ich es als Ehre mit dem Finanzwesir in einem Atemzug genannt zu werden. Zum zweiten ist es mein gutes Recht auch meine eigene Sicht auf die Dinge darzulegen, auch wenn es inhaltlich Überschneidungen mit anderen Blogs gibt. Das lässt sich naturgemäß auch niemals vermeiden. Kein Blog erfindet das Rad komplett neu. Nichtsdestotrotz ist Homemade Finance etwas absolut Eigenständiges und soll meinen Lesern einfach meinen Blickwinkel auf Aspekte und Themen darlegen, die so woanders vielleicht noch nicht behandelt worden sind. Das ist auch der Sinn eines Blogs und macht Homemade Finance in den Augen meiner Leser hoffentlich zu etwas Besonderem, zumindest ist das mein tagtäglicher Ansporn. Zum dritten, wenn du das Thema ETF schon so intensiv durchdrungen hast, dass für dich alles Kindergeburtstag ist, dann schreib doch selbst einen Blog und teile dein Wissen mit anderen (mein ich Ernst).
“Interessant finde ich auch die Annahme dieser ETF-Bugs, ein ETF müsse im Schnitt 5% abwerfen” -> Abwerfen müssen tut ein ETF gar nichts, das behauptet aber auch keiner. Es verbietet aber auch niemand Analysen über die Performance von ETF in der Vergangenheit anzustellen und einen educated guess für die Zukunft anzustellen. Viele und mich eingeschlossen interessiert das nun einmal.
“und garantiere schon fast die finanzielle Unabhängigkeit” -> Garantiert gibt’s an der Börse gar nichts, aber das hast du offenbar schon von selbst herausgefunden.
“Jene sollten ihren zeitlichen Horizont mal über die 80er hinaus erweitern.” -> Ein guter Anfang dazu wäre sicherlich meine Grafik in diesem Beitrag. Sie beginnt bei 1970.
PS: Protonmail und TOR nur für einen seichten Kommentar auf einem Blog, seriously? Ich schreib dich schon nicht ungefragt an, keine Sorge, dass tue ich nie. Aber Respekt an deinen Sinn für deine Privatsphäre, während du an einem Kommentar schreibst, der auf die persönliche Ebene anderer abzuzielen versucht.
Gut gekontert, junger Padawan! Made my day 🙂
Hi Alex,
auf die Gefahr hin das Lob der Anderen zu wiederholen: Super Artikel!
Ich glaube auch, dass es für die meisten Anleger am besten ist, passiv zu investieren. Und mit den psychologischen Hürden hast du glaub ich voll ins Schwarze getroffen.
Viele Grüße,
Axel
“Neben Sex sellt die Panik mindestens genauso gut.”
Herrliches Statement, Nagel auf den Kopf getroffen. Ist in vielen Bereichen so, nicht nur bei Finanzen.
Hallo Alex,
ich hab vor Kurzem auf der Suche nach Informationen über ETFs deinen Blog hier gefunden und inzwischen fast alle deine Artikel gelesen. Dein Blog ist wirklich toll. Ich muß zugeben, bei deinem Artikel “Optionen vollständig und unkompliziert erklärt” hab ich nur noch Bahnhof verstanden, aber alles andere ist auch für blutige Anfänger wirklich gut erklärt.
Deine Einleitung bei diesem Artikel hier ist spitze! Du solltest vielleicht mal überlegen, als weiteres Standbein Fantasy-Romane zu schreiben! Das bringt dich deiner finanziellen Unabhängigkeit gleich noch ein großes Stück näher! xD
Aber eine Frage: Du schreibst, in Krisenzeiten soll man stur einfach seinen Plan weitermachen. Wäre es nicht sinnvoller, mehr Geld zu investieren, wenn die Kurse gerade am Boden sind? Erfahrungsgemäß steigen die Kurse ja letztendlich sogar über den letzten Höchststand hinaus. Das ist doch eigentlich DIE Gelegenheit, eine hohe Rendite einzusacken!
LG
Cassandra
Hallo Cassandra,
danke für das Kompliment, leider ist Zeit bei mir ja jetzt schon ein Problem 😉
Zu deinem Punkt mit den am Boden liegenden Kursen:
Ja, absolut richtig. Idealerweise geht man “All-In”, wenn es richtig kracht an der Börse.
Die zwei Fragen die sich stellen sind zum einen, ob man wirklich am exakt Tiefpunkt einsteigen wird (eher unwahrscheinlich wenn du mich fragst) oder erst noch ein Stückchen Talfahrt mitnimmt.
Zum anderen kann so eine Krise auch wirklich lange auf sich warten lassen.
Dann steht man 10 Jahre und mehr mit seinem Geld an der Seitenlinie, verpasst Dividenden und Kurssteigerungen in der Zwischenzeit.
Und dann muss man wie gesagt auch noch das richtige (Market-)Timing haben.
Wenn das nicht klappt, dann hat man viel Zeit verloren und auch ein Investorenleben ist endlich.
“It’s not about timing the market, it’s about time IN the market”
Sprich je mehr Zeit unser Geld an der Börse verbringt und nicht auf der Einwechselbank daneben, desto besser für uns.
Viele Grüße
Alex
In einem Buch über Markttechnik habe ich vor langer Zeit mal gelesen: “Die Märkte werden immer wieder steigen, weil die Menschen wollen, dass die Märkte steigen.”
Das beherzige ich nun schon seit langem. Allerdings habe ich auch lange gebraucht, um das zu lernen. Seit dem habe ich immer noch ein paar Euro, um Einzusteigen, wenn alles am Boden liegt und alle laut jammern.
Hallo Uli,
das mit der Reserve zum Einsteigen während Krisen ist ein guter und interessanter Punkt. Ich habe für mich noch nicht endgültig herausfinden können, ob es vielleicht nicht sinnvoll wäre in “normalen” Zeiten nur 80% (z.B. 800€) meiner anvisierten Sparrate (z.B. 1.000€) sofort zu investieren und 20% (z.B. 200€) für einen kräftigen Rücksetzer aufzuheben, während dem man dann damit einsteigt.
Streng genommen eigentlich Market-Timing und somit ein No-Go für mich. Aber der anschließende Excel-Beweis steht noch aus.
Viele Grüße
Alex
Hallo Alex,
ein richtig guter Artikel … mir ein wenig zu optimistisch … Krisen kommen und gehen und alles wird gut … es gab genügend Krisen mit erheblichem Elend … Empfehlung … Youtube-Video über 1929-1932 … dann ist von den Depots nichts mehr übrig …
Also ich investiere seit 25 Jahren in ausgewählte Dividendenaktien …. und die Frage kaufen oder verkaufen stellt sich dann bei langfristigen Aktionären auch nicht … sie bleiben dem Unternehmen verbunden … auch in schlechten Zeiten … wer jetzt verkauft, hat seine Hausaufgaben vorher nicht gemacht … eine solche Krise kann halt passieren … dazu ist die Welt insgesamt mittlerweile zu sehr miteinander verwoben und dementsprechend “dünnhäutig” …fragil …. da helfen nur solide Informationen wie beispielsweise die langfristige Entwicklung von Dividenden Z.B beim DAX … das hilft bei der (vorherigen) Einschätzung einer Aktie … bin kein Freund von ETF …
…mein Kommentar ist vielleicht ein wenig zu kritisch geraten … na ja …