Es klingt nach einer super Alternative zu Aktien und ETF:
Geld sozial nachhaltig investieren und eben dieses Geld ein wenig für sich arbeiten lassen. Laut Oikocredit ist das durchaus möglich. Im Folgenden sehen wir uns genauer an, was es mit Oikocredit auf sich hat und ob es sinnvoll ist, so das eigene Geld anzulegen.
Inhalt
Was ist Oikocredit?
Oikocredit ist keine Bank, sondern vielmehr eine Genossenschaft mit Hauptsitz in den Niederlanden. Deren Ziel ist es, (Kleinst-)Unternehmern in der dritten Welt zu helfen, sich selbst zu helfen. Das geschieht dadurch, dass diesen Unternehmern Zugang zu Kapital gewährt wird, um damit etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und sich selbst versorgen zu können. Der klassische Weg über eine Bank ist diesen (Kleinst-)Unternehmern meist versperrt und da kommt eben Oikocredit ins Spiel.
Ein Beispiel:
Eine Frau wohnt in einem kleinen Dorf irgendwo in der dritten Welt in der Nähe einer großen touristischen Ferienanlage und stellt einen Bedarf fest: Die Anlage verbraucht jede Menge Eier für ihre Gäste. Die Frau möchte diese Ferienanlage gerne beliefern und zu diesem Zweck Hühner anschaffen. Da es sich aber um einen Kleinstkredit handelt, mit dem sich keine traditionelle Bank beschäftigen möchte und sie außerdem so gut wie kein Eigenkapital sowie keine nennenswerten Sicherheiten hätte, kann sie kein Kapital für ihr Vorhaben auftreiben.
Hier tritt Oikocredit auf das Spielfeld. Die Frau geht mit ihrer Geschäftsidee zu einem der örtlichen Partner und stellt ihr Anliegen vor. Sie schafft es zu überzeugen und erhält einen Mikrokredit, um ihr Unternehmen zu starten. Sie schafft also Hühner an und verkauft von jetzt an Eier und vielleicht auch Fleisch an die Ferienanlage.
Damit hat sie ihre Zukunft wieder selbst im Griff und kann sowohl sich selbst als auch ihre Familie nachhaltig finanziell eigenständig über die Runden bringen.
Dieses Beispiel soll zeigen, worum es hier geht:
Nämlich darum, Menschen nicht einfach mal eben eine Spende, deren Nachhaltigkeit umstritten sein mag, zukommen zu lassen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und aus eigener Kraft zu Wohlstand zu kommen.
Das Konzept klingt meiner Meinung nach sehr vielversprechend. Denn ich denke, dass es langfristig mehr Sinn macht, den Menschen zu helfen auf eigenen Beinen zu stehen, anstatt ihnen Mildtätigkeit angedeihen zu lassen.
Das sehen derzeit mehr als 50.000 Anleger offenbar ähnlich, denn Oikocredit konnte bislang rund 1 Milliarde Euro an Investorengeldern einsammeln. Nach eigenen Angaben wurde so, seit der Gründung im Jahr 1975, mehr als 37 Millionen Menschen in 70 Ländern geholfen.
Die Verteilung der Kredite nach Regionen sieht ungefähr so aus:
Wie man unschwer erkennen kann, liegt der Fokus der Aktivität derzeit auf Lateinamerika und Asien. Nach eigenen Angaben ist es aber das Ziel, den Anteil innerhalb Afrikas erheblich zu erhöhen. Allerdings sei das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht ganz einfach.
Den Löwenanteil der Tätigkeiten macht die Vergabe von Mikrokrediten aus:
Hierbei vergibt Oikocredit nicht direkt sowie eigenständig Kredite, sondern arbeitet mit Mikrofinanzierungsinstituten vor Ort zusammen. Das ist in meinen Augen effizient, denn für ausländische Organisationen ist der Zugang in diese, nicht selten entlegenen, Gegenden nicht ganz unproblematisch. Da ist es von Vorteil ein paar “Locals” mit an Bord zu haben, die sich auskennen.
Wie kann man bei Oikocredit Geld anlegen und wie viel Rendite gibt es?
Wenn man sich bei Oikocredit beteiligen möchte, dann wendet man sich direkt an die Institution und wird Mitglied. Denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich hierbei um eine genossenschaftliche Organisation. Ab 200€ aufwärts ist man bereits dabei. Zusätzlich fällt noch eine Mitgliedsgebühr von ein paar Euro im Jahr an. Weitere Gebühren durch die Beteiligung entstehenn nach aktuellem Stand von Seiten von Oikocredit nicht.
Das heißt folglich, man erwirbt einen Anteil am Eigenkapital und wird dadurch zu einer Art Miteigentümer mit Stimmrecht und allem was dazugehört. Hier sollte man kurz hellhörig werden, denn Eigenkapital zu besitzen, heißt stets auch im vollen Risiko zu sein.
Und das ist auch hier der Fall, denn naturgemäß gibt es keine Einlagensicherung, die Greifen könnte. Zwar operiert Oikocredit offenbar sehr seriös und hatte auch keine Skandale. Dennoch sollte man sich dessen bewusst sein, wenn man Anteile erwirbt.
Mit dieser Tatsache geht die Genossenschaft aber auch selbst sehr offen um und weist eigenständig darauf hin, dass man nicht all sein Erspartes blindlings investieren sollte. Angeblich achtet man auch von deren Seite darauf, dass sich Anteilserwerber finanziell damit nicht zu viel Risiko ans Bein binden.
Renditetechnisch ist es so, dass die Dividende auf maximal 2% p.a. begrenzt ist. Das heißt, auch wenn mehr Geld verdient wird, bekommt man als Anleger nicht mehr ausgeschüttet. Meiner Meinung nach ist das ein zweischneidiges Schwert:
Einerseits erlaubt es nachhaltig zu wirtschaften, ohne kurzfristige Anreize und den Druck der Eigentümer berücksichtigen zu müssen. Das führt beispielsweise dazu, dass Kredite von Oikocredit oftmals unter dem Zinssatz anderer Anbieter vor Ort liegen.
Andererseits stellt sich mir die Frage, was mit dem überschüssigen Gewinn passiert. Sicherlich wird es offiziell der Genossenschaft selbst irgendwie zugutekommen, aber aus der wissenschaftlichen Theorie (untermauert von gesundem Menschenverstand) wissen wir, dass freie Geldbeträge in Organisationen ineffiziente Begehrlichkeiten wecken können.
Ich will hier auf keinen Fall etwas unterstellen. Es geht mir lediglich um eine vollständige Darstellung der positiven wie auch negativen Möglichkeiten dieser restriktiven Dividendenpolitik.
Liquiditätstechnisch scheint es, im Gegensatz zu anderen genossenschaftlichen Strukturen (namentlich Raiffeisen- und Volksbanken), sehr gut bestellt zu sein und Anteile können sowohl flexibel erworben als auch wieder verkauft werden.
Zwischenfazit: Ab 200€ kann man bei Oikocredit dabei sein. Es handelt sich um Anteile am Eigenkapital der Genossenschaft und damit ist es zumindest möglich Kapitalverluste zu erleiden. Man sollte also nicht alles auf eine Karte setzen. Weiterhin ist die Dividende auf 2% p.a. beschränkt.
Wer garantiert mir, dass mein Geld auch da ankommt wo es soll?
Oikocredit wird jährlich von Wirtschaftsprüfern (derzeit KPMG) durchleuchtet und die sehen sich natürlich an, ob alles plausibel ist. Da es sich hier um Kredite handelt, von denen schließlich auch Tilgung sowie Zinsen zurückkommen, kann man, im Gegensatz zu Spenden, relativ leicht prüfen, ob das Geld auch wirklich in Projekten steckt. Denn ohne Projekte gäbe es auch keine Zinsen.
Weiterhin geht Oikocredit ebenfalls sehr offen mit seinen Beteiligungen um und ist sich dessen bewusst, dass Transparenz ein hohes Gut für sie darstellt. Denn mit dem Anspruch eine sozial nachhaltige Geldanlage zu ermöglichen, muss man hohen Anforderungen seitens der Anleger gerecht werden.
Daher veröffentlicht die Genossenschaft selbst regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte und interessiert sich ebenso für die gesellschaftlichen Auswirkungen von den gewährten Krediten.
Passt eine Beteiligung an Oikocredit in mein Portfolio?
Wie wir sehen können, gibt es bereits einige Anleger in verschiedensten Ländern, die Oikocredit überzeugen konnte. Aber passt es auch wirklich in unser Portfolio?
Zuerst muss ich sagen, dass ich das Konzept von Oikocredit mag, aber auf die Frage, ob es in mein Portfolio passt, muss ich klar mit Nein antworten. Zumindest für mich ist es so.
Aber lass’ es mich etwas relativieren:
Oikocredit ist eine tolle Sache. Meiner Meinung nach ist es allerdings nicht geeignet ein klassisches Depot oder Tagesgeldkonto zu ersetzen. Das hat einfach mit dem Risiko zu tun. Auf der Homepage der Genossenschaft wird zwar damit geworben, dass bislang (seit 1975) noch kein Anleger auch nur einen Cent verloren hat, aber nichtsdestotrotz handelt es sich um Eigenkapital und damit um ein potentielles Totalverlustrisiko. Das muss man also stets im Hinterkopf behalten.
Meiner Ansicht nach, ist Oikocredit damit kein Depotersatz, sondern vielmehr eine tolle Alternative zur Spende. Wir alle wissen, dass wir etwas von unserem Einkommen regelmäßig gemeinschaftlichen Projekten zukommen lassen sollten, die Menschen in ärmeren Ländern helfen. Meiner Meinung nach, ist es aber sinnvoller, dies über die Hilfe zur Selbsthilfe zu tun als über eine reine Spendenorganisation. Und das geht eben über Oikocredit.
Zwischenfazit #2: Was Oikocredit kann, ist die klassische Spende zu ersetzen, aber nicht dein Depot oder Tagesgeldkonto.
Meine Bewertung von Oikocredit
Meiner persönlichen Meinung nach, ist Oikocredit eine super Sache, denn im Gegensatz zu Spendenorganisationen wird Menschen vor Ort nicht einfach nur sporadisch mehr oder weniger sinnvoll geholfen, sondern dafür Sorge getragen, dass die Bevölkerung sich nachhaltig selbst versorgen und zu Wohlstand kommen kann.
Das trägt, meiner Ansicht nach, um ein Vielfaches mehr dazu bei als beispielsweise subventionierte Lebensmittel nach Afrika zu fahren, dort kostenlos zu verteilen und damit nebenbei die lokale Wirtschaft zu ruinieren. Denn klar können die Kleinbauern dort Hühnerfleisch (um wieder auf unser Eingangsbeispiel hinzuweisen) nicht so günstig produzieren wie die EU-Länder mit ihren industrialisierten Betrieben.
Daher halte ich Oikocredit tatsächlich für eine nachhaltige und interessante Geschichte.
Aber gleichzeitig sehe ich es nicht als wirkliche Möglichkeit zur klassischen Geldanlage. Denn durch das theoretische Risiko eines Totalverlustes und die begrenzte Dividende auf 2% p.a. ist es einfach nicht geeignet, um ein Aktienportfolio zu ersetzen.
Vielmehr sehe ich Oikocredit als sinnvolle Alternative zur klassischen Spende an.
Es ist um Dimensionen sinnvoller, Menschen die Chance zu geben, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen als einfach nur zur Weihnachtszeit mal wieder den großzügigen Westeuropäer rauszukehren und sich mittels Spenden Ablass zu erkaufen.
Wer Geld hat, sollte auch stets regelmäßig etwas davon für Menschen in Not abgeben. Aber nicht in Form von Spenden, sondern in Form einer Chance beziehungsweise einem Mikrokredit. Denn mit dieser Starthilfe wird vielen Menschen ermöglicht, dauerhaft ein besseres und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Fazit: Mein Portfolio bleibt wie es ist, aber statt klassisch zu spenden, setze ich auf Mikrokredite.
Mehr Informationen findest du unter www.oikocredit.de
Ich würde sehr gerne deine Meinung dazu hören. Sollte man wirklich umdenken und anstatt zu spenden, sein Geld besser in Mikrokredite anlegen? Oder denke ich Geldgeier in deinen Augen nur an meine Rendite? Hast du mit Oikocredit vielleicht sogar schon Erfahrungen? Lass deine Meinung in den Kommentaren da und diskutiere mit! Ich freue mich darauf!
Fotos: A.Davey , LendingMemo
Hi Alex,
diese “Genossenschaft” war mir bisher neu – danke für die Einführung 🙂
Ich persönlich trenne lieber Geldanlage und Spenden. Oikokreidt erinnert mich irgendwie an eine Kapitallebensversicherung – die eierlegende Wollmilchsau. Dabei kommt häufig nichts gutes heraus. Zudem hätte ich kein gutes Gefühl dabei.Auf der einen Seite verdienen westliche Länder ein Vermögen mit dem Leid der armen Länder – und dann verkaufen wir noch Kredite dorthin. Naja – die Banken machen es ja ohnehin schon.
Abgesehen davon, scheint es aber seriöse Plattform zu sein. Und die lange Existenz spricht auch für sie.
Hallo Felix,
ja das Ganze ist ein heikles Thema und naturgemäß gibt es dazu unterschiedliche Ansichten. Es ist auf jeden Fall eine spannende Geschichte und eine gute Gelegenheit den klassischen Weg über die Spende zumindest kritisch zu hinterfragen.
Danke für deinen Kommentar!
Viele Grüße
Alex
PS: Und danke für dein “Das war spitze”-Label auf deiner Blogroll. Hab mich sehr darüber gefreut 🙂
Dein Fazit verstehe ich leider nicht: “Fazit: Mein Portfolio bleibt wie es ist aber statt klassisch zu spenden setze ich auf Mikrokredite.”
Die Finanzierungen von Oikocredit sind über 80% im Mikrofinanzsektor. Das wäre also dann doch ein Argument für die Aufnahme ins Portfolio.
Dann sagst du: “Denn durch das theoretische Risiko eines Totalverlustes und die begrenzte Dividende auf 2% ist es einfach nicht geeignet ein Aktienportfolio zu ersetzen.”
Ein Aktienportfolio/-fonds beinhaltet ebenfalls das Risiko eines Totalverlustes (ist vielleicht nicht jedem/jeder bewusst, ist aber so), bzw. garantiert keine Dividende. Die Streuung, die das Risiko eines Totalverlust bei einem Aktienportfolio reduzieren soll, erfolgt bei Oikocredit u.a. durch die über 800 Projekte. Ein Aktienportfolio mit solch einer Streuung muss erst mal aufgebaut werden.
Weiterhin bleibt noch eine kleine Anmerkung zu Mikrokrediten: Mikrokredite und Spenden schließen sich nicht aus, sondern sind eine sinnvolle Ergänzung. Mikrokredite helfen nicht den ärmsten der Armen, sondern sind wichtig für bereits wirtschaftlich tätige Menschen. Spenden hingegen sind wichtig für generelle Armutsbekämpfung oder akute Notsituationen.
Hallo Filderalex,
in meinem Fazit meinte ich, dass man meiner Meinung nach nicht nur Geld anlegen sollte, sondern auch etwas spenden. Das heißt von dem Cash-Flow welcher monatlich in meine Geldanlage fließt gehen zuvor neben Lebenserhaltungskosten auch Spenden weg. Mein Fazit war, dass Oikocredit nicht unbedingt als Ersatz für die Geldanlage, sondern vielmehr als Ersatz für die Spende geeignet ist, da meiner Ansicht nach so mit gleich viel Geld mehr bewirkt werden kann.
Natürlich kann auch der Aktienmarkt (theoretisch) auf Null fallen. Aber dafür werde ich auch mit einer Rendite belohnt, welche nicht auf 2% beschränkt ist. Ich kriege für mein Risiko eine adäquate Rendite. Das ist in meinen Augen essentiell für eine Geldanlage, auf deren Grundlage ich mich später selbst versorgen kann.
Und auch am Aktienmarkt kann man mittels eines einzigen ETF in über 800 Titel diversifiziert anlegen (z.B. ETF auf den MSCI Emerging Marketing).
Ich stimme dir zu, Spenden helfen in akuten Notsituationen wie beispielsweise nach einem Tsunami. Aber sobald diese vorbei ist und die Spendenbereitschaft nachlässt, glaube ich, dass es wichtiger ist den Menschen zu helfen was Eigenes aufzubauen statt von Spenden anderer abhängig zu bleiben.
Was hältst du davon, die Erträge aus Mikrokrediten für solche akuten Notsituationen zu sparen und sobald wieder etwas passiert diese zu spenden? Wäre das eine sinnvolle Kombination?
Danke für deinen Beitrag, das mit der Ergänzung ist ein sehr guter Punkt.
Viele Grüße
Alex
Hallo,
Ein entweder – oder ist m.E. nicht der richtige Ansatz. Microkredite sind ein sehr gutes Mittel, um eine nachhaltige Entwicklung zu erzielen. Spenden sind nicht nur für akute Notsituationen sinnvoll. Ich unterstütze z.B. ein Waisenhaus in Kenya und den Schulbesuch eines Kindes in Uganda im Rahmen einer Patenschaft. Ich kann mir schlecht Vorstellen, wie diesen Menschen mit Hilfe eines Kredits geholfen werden könnte. Darüber hinaus darf man die dritte Schiene nicht vergessen, damit beide Dinge einen langfristigen Erfolg haben können: einen fairen Handel.
Viele Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
ich bin da ganz bei dir, Spenden sind und bleiben eine gute und wichtige Soforthilfe.
Aber um einem ganzen Land oder einem Kontinent dabei zu helfen sich strukturell nachhaltig zu verbessern bedarf es auch der Bereitstellung von Kapital.
Denn nur wenn die Möglichkeit der Geldaufnahme gegeben ist kann die Wirtschaft und damit auch der Fortschritt florieren.
Viele Grüße
Alex
Hallo,
sollte die Anlage in Oikoctedit nicht mit einer Anlage in Rentenfonds oder Mikrokreditfonds verglichen werden. Dann sind die 2% der letzten Jahre nicht schlecht.
Hallo Jens,
von der Rendite her ja aber das Risiko ist bei der Kreditvergabe in Entwicklungsländer vermutlich größer.
Prinzipiell bekommt man ähnliche Rendite bei größerem Risiko. Eigentlich kein optimales Geschäft, dass man aber im Kontext der Unterstützung von Entwicklungsländern trotzdem gerne eingeht.
Viele Grüße
Alex
Bei der Recherche, ob OikoCredit eine gute Idee ist, bin ich durch Zufall auf Deinen Artikel aufmerksam geworden…ich mag das Konzept eigentlich grundsätzlich, allerdings ist mir noch ein anderer Punkt aufgefallen:
Eine Beteiligung ist nur an über einen “Förderkreis” möglich, der Anteile an der eigentlichen Genossenschaft in den Niederlanden treuhänderisch erwirbt und verwaltet. Man hat also keine (direkte) Einflussmöglichkeit. Der Sinn der Konstruktion erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht ganz!? Das öffnet leider Intransparenz bzgl Kosten etc Tür und Tor…
Zudem fallen dann auch noch Beiträge zu dem Föderkreis an – ca 15-20 Euro pro Jahr. Wo eigentlich ja schon “Beihilfen” an die Förderkreise aus den Erträgen der zentralen Genossenschaft fließen!?
Hattest Du die Punkte auch schon gesehen – und evtl noch etwas genauer beleuchtet/ bei denen nachgefragt?
Hallo Thorsten,
nein, die verwaltungstechnische Konstruktion habe ich in dieser Tiefe nicht hinterfragt gehabt. Ich leite deine Frage mal an Oikocredit weiter und wenn ich eine Rückmeldung bekomme poste ich sie hier und melde mich bei dir.
Viele Grüße
Alex
Lieber Alex,
ich arbeite seit einem Jahr bei Oikocredit und möchte gerne mit dir über deine Fragen sprechen. Schreib mal eine EMail an amontes@oikocredit.de.
Vielen Dank und viele Grüße,
Ana Lucia Montes
Hallo Felix,
weisst du warum Oiko keine Banklizenz benötigt obwohl sie Bankdienestleistungen erbringen?
Hallo Max,
bei Oikocredit handelt es sich nicht um ein Finanzdienstleistungsinstitut im Sinne des Kreditwesengesetztes (KWG) sondern um eine Genossenschaft, an der du dir Anteile kaufst.
Für das bloße Verleihen von Geld brauchen sie auch keine Banklizenz. Du und ich können ja auch ohne Lizenz Geld verleihen z.B. an andere Privatpersonen 🙂
Viele Grüße
Alex
Hallo Alex,
ein interessanter Beitrag über Oikocredit! Ich meine, man sollte gerade bei Geldanlagen, die sich als sozial darstellen, noch genauer die zweite Seite des ‘win-win’ beleuchten (das erste ist der eigene persönliche Vorteil, das zweite der des/r Mikrokreditnehmer*in im globalen Süden). Schon unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kann man sich z.B. fragen, wodurch 2% Zinsen per annum für uns möglich sind. Sie kommen letztlich von den Mikrokreditnehmer*innen. Dazwischen liegen die Intermediäre, die ihre Betriebskosten ebenfalls mit den Zinsen der Kreditnehmer*innen finanzieren. Das ist dann nicht nur ein Intermediär, sondern Oikocredit im globalen Norden und eine Mikrofinanzorganisation im globalen Süden. Damit Oikocredit seine Betriebskosten finanzieren kann, verlangt sie von den Mikrofinanzorganisationen für das weitergebene Geld Zinsen, z.B. ca. 9-10%. Diese 9-10% Zinsen kommen zu den Betriebskosten der Mikrofinanzorganisation hinzu. Für ihre eigenen Anteilseigner*innen wollen sie auch noch Profite erwirtschaften. All diese Kosten sowie die 2% Rendite summieren sich zu i.d.R. hohen Zinsen für die Mikrokreditnehmer*innen. Ca. 50% Jahreszins sind bei regulären Mikrofinanzorganisationen z.B. in Nicaragua keine Seltenheit (z.B. diese Partnerorganisationen von Oikocredit: http://www.serfigsa.com.ni/items/publication/pdf/pdf/TPSV14.pdf, http://espanol.micredito.com.ni/index.php/derechos-de-los-clientes). Für uns hier in Europa sind solche Zinssätze indiskutabel. Können wir sie für einen Mikrokreditnehmer*in vertreten? Vor allem dann, wenn wir über ethisch korrekte Geldanlagen sprechen? Manche argumentieren, dass dies noch immer besser sei, als die noch höheren Zinsen informeller Geldverleiher*innen. M.E. ist die entscheidende Frage, wie hoch die zusätzlichen Einnahmen eines/r Kreditnehmer*in sind, die durch Investitionen entstehen, die durch einen Mikrokredit möglich werden – sofern er überhaupt für eine Neuinvestition verwendet wird. Mehr als 50% Einkommenssteigerung müssen aber erstmal erwirtschaftet werden.
Das ist ein etwas längerer Kommentar geworden 🙂 Ich denke aber, es ist wichtig, die wirtschaftliche Struktur von Mikrofinanz gut zu verstehen, wenn man fundiert darüber entscheiden möchte, wo man ethisch korrekt sein Geld investieren kann.
Viele Grüße!
Hallo Stefanie, ich interessiere mich für Oikocredit und finde deinen Kommentar wichtig bzgl. der Höhe der Kredite. Bedeutet dein Hinweis, dass man – wenn man das Konzept der Microcredite gut findet – doch eher in Kreditgenossenschaften o.ä. vor Ort investieren sollte, die nicht so hohe Transaktionskosten haben? Wenn ja, hast du, hat jemand hier Erfahrungen, welche Optionen es da gibt? Ich kann allerdings nachvollziehen, dass auch soziale Banken das Ausfallrisiko einkalkulieren bzw. einpreisen müssen, vgl. Hochzinsanleihen etc.
Wie kommen Sie darauf, dass die genannten Mikrofinanzorganisationen in Nikaragua Oikocredit-Partner sind?
https://www.oikocredit.de/ueber-uns/was-wir-tun/unsere-partnerorganisationen/list?listpage=1
Es gibt Mikrofinanzinstitutionen, die nur auf Gewinn aus sind, aber mit denen arbeitet Oikcredit nicht zusammen.
https://www.oikocredit.de/was-wir-tun/partnerorganisationen/partnerdatendetail/46384/servicios-financieros-globales-nicaragua-sa (22.3.20)
Besagtes Mikrofinanzinstitut ist laut oikocredit Partner von oikocredit. Weiters wird unter dem Link geschrieben: “2013 wurde SERFIGSA als „Beste MFI“ unter 21 Mikrofinanzinstitutionen, die von der nationalen Mikrofinanzkommission (CONAMI) reguliert werden, ausgezeichnet.”
Ich kann leider kein spanisch, daher kann ich die Tabelle, die Stefanie gepostet hat nicht lesen. :/
@Igor,
Danke für deinen Hinweis auf die Liste der Partnerorganisationen von Oikocredit! Ich hatte die Rückfragen nicht wahrgenommen, weil ich eine Spammailadresse hinterlegt hatte, die ich i.d.R. nicht abrufe.
Zum partikularen Fall Nicaragua: Die Mikrofinanz-Regulierungsbehörde CONAMI hat mittlerweile eine öffentlich einsehbare Datenbank eingerichtet, in der man die durchschnittlichen Zinsen der nicaraguanischen Mikrofinanzorganisationen, die von der CONAMI reguliert werden, für einen gewünschten Berichtsmonat abrufen kann. Dargestellt sind hier die Zinsen per annum exklusive weiterer Kosten für Kommissionen und Ausfallversicherungen, die die Kund*innen i.d.R. zusätzlich bezahlen (das ergäbe dann die annual percentage rate, s.u. für weitere Infos). Zu dieser Datenbank über die Zinsen per annum nicaraguanischer Mikrofinanzorganisationen (darunter auch einige, die Partnerorganisationen von Oikocredit sind, siehe Link unten) gehts hier: http://www.conami.gob.ni/index.php/est-reportes?reportName=/RptEstadisticas/RptTasasIFIMs&tituloreport=Tasas%20por%20Instituciones&cat=Tasas
Man kann sie sich als Exceltabelle ausgeben lassen. Kleine Übersetzungshilfe:
In der linken Spalte sind die Instituciones, d.h. die Namen der Mikrofinanzorganisationen abgebildet.
In den weiteren Spalten von links nach rechts:
– tasa ponderada = gewichtete Zinsrate (wie genau gewichtet wird, weiß ich nicht)
– tasa promedia = durchschnittlicher Zins
– tasa maxima = maximaler Zins für ein Kreditprodukt
– tasa minima = niedrigster Zins für ein Kreditprodukt
– Moda = weiß ich nicht.
– Mediana = Medianwert aller Zinsen, d.h. der Zins eines Produktes, dass sich genau auf der Hälfte aller Kredite findet, wenn man sie nach der Höhe ihrer Zinsen sortiert.
Nochmals ganz wichtig: es handelt sich bei der Abbildung allein um die Zinsen exklusive aller weiteren Gebühren. Diesen Wert, der erst ein realistisches Bild über die tatsächlichen Kosten eines Kredits für die Kund*innen vermittelt, sollte man – jedenfalls nach nicaraguanischer gesetzlicher Vorschrift – angegeben als sogenannte TCEA (entspricht in etwa der annual percentage rate, s.u.) auf den Webseiten der jeweiligen Mikrofinanzorganisation finden. Bei Interesse an einer spezifischen Mikrofinanzorganisation kann man ihre Webseite am besten über das Verzeichnis der bei der CONAMI registrierten Mikrofinanzorganisationen aufrufen, indem man in der Spalte ganz rechts zu den Angaben zu einer Mikrofinanzorganisation auf das Lupensymbol klickt: http://www.conami.gob.ni/index.php/registro
Hier noch die versprochenen weiteren Links
zur Datenbank der Partnerorganisationen von Oikocredit: https://www.oikocredit.de/ueber-uns/was-wir-tun/unsere-partnerorganisationen/list?searchText=nicaragua&listpage=1
Erläuterungen zur Annual Percentage Rate (APR) und zugleich eine Studie über die APRs von Mikrofinanzorganisationen in Nigeria (2015, GIZ u.a.): https://www.microfinancegateway.org/sites/default/files/publication_files/loan-pricing-survey_giz_nigeria.pdf
Also dein Fazit, dass Oikokredit eine Spende ersetzt ist natürlich sehr zynisch, sind doch die Funktionsweise der beiden sehr verschieden. Oikokredit eröffnet zwar auch wirklich Personen, die bei der klassischen Finanzinstituten durchfallen, Möglichkeiten mit Mikrokrediten. Und mit der Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen sind sie sicher auch nahe dran.
Aber dann zu sagen, damit ersetze ich meine Spende ist natürlich sehr zynisch. Letzten Endes gab es bisher bei Oikocredit bis heute keinen Ausfall. Das heisst grundsätzlich funktioniert auch bei denen das Zinsgeschäft -sprich- das Vermögen erarbeitet auch hier sogenannten arbeitslosen Gewinn. Du behälst also einfach dein Geld bei dir, auch wenn mit erhöhten Ausfallrisiko. Aber eine Spende ist weg – hier vermehrt sich dein Geld sogar auf “Kosten” der Armen, um es umgekehrt zynisch auszudrücken. Wohlgemerkt, Oikocrediut ist wirklich eine gute Institution, aber dein Fazit hier geht so nicht.
Danke so habe ich das noch gar nicht geshen. ja das ist, wie ich geschrieben habe ein echte hilfe auf Gegenseitigkeit. Ich glaube reine klassische finanzberater die im Westen groß geworden sind haben da keinen zugang dazu. das ist eben kein investment wo man gorß absahnen kann und soll. da unterstützt man arme und schwache und bekommt noch was dafür. echt toll (Wenn man sich das leisten kann. Ich war lange Mindsetrentern ohne Geld, da ging nicht einmal das )
Hallo,
Bitte Finger weg, wenn Ihr wirklich investieren wollt!!!!
meines Erachtens wird ein wesentlicher Punkt bei dieser Anlage vollkommen unterschätzt:
– Die Beteiligung an Oikocredit ist nicht eine Eigenkapitalbeteiligung im klassischen sinne, sondern nur eine Beteiligung an dem möglichen Verlust! Neben einer möglichen (!) Dividende, die insbesondere 2021 auch schon mal ganz entfallen ist, wird der Anleger NICHT an Wertzuwächsen beteiligt. Selbst bei Verkauf des anteils, wenn ein WErtzuwachs erzielt worden ist, wird dieser nicht ausgeschüttet. Das ist eine asymmetrische Risikoverteilung (Gewinn keine Beteiligung, Verlust volle Beteiligung) und damit mitnichten vergleichbar mit Aktien, wo natürlich ein Wertgewinn eine wesentliche Motivation für das INvestment ist. Dies wird meines Erachtens nicht ausreichend von Oikocredit thematisiert, was ich sehr bedenklich finde.
– Die Diversifizierung ist natürlich ein Argument für das iNvestement. Aber bitte bedenkt, dass die entsprechenden Regionen in besonderer Weise von Klimawandel und auch Corona betroffen sind. Diese beiden Einflussfaktoren sprechen bei allem Risikomanagement und der Diversifizierung nicht für eine tatsächliche Risikominderung.
– Mich stört die Berichterstattung, z.B. kein Hinweis auf asymmetrisches Risiko und auch die Einführung einer Kreditgruppe “payment Holidays”, die in wesentlichen Punkten nicht transparent ist.
Deshalb ist es für mich keinesfalls mit Aktieninvestments vergleichbar, sondern riskanter und kommt nur statt einer Spende in Frage. Es ist Investment-inhaltlich nachhaltig, aber von der InvestmentDauer überhaupt nicht nachhaltig, da mit der Dauer des Investments das Verlustrisiko steigt. Insofern finde ich auch das Wording irreführend. In keinem Fall würde ich ein langfristiges Investment empfehlen. Heute wird ohnehin die Inflation das Investment sukzessive mindern. Das heisst, je länger ich investiere werde ich real weniger herausbekommen, selbst wenn eine 2%-Dividende erzielt wird. Davon gehe ich allerdings nicht aus, da zumindest Klimawandel und vielleicht auch Corona noch wesentlich die entsprechenden Regionen betreffen wird.
Lieber Alexander,
ich hatte schon Anteile bei EDCS, der Vorgängerorganisation. Und das war kein Tip von meinem Finazberater, sonder von meinem Reli – Lehrer. Hier geht es nicht darum eigene Schätze anzuhäufen um persönlich abgesichert zu sein. Hier geht es darum, daß Starke Schwache unterstützen
Man hört, dass viele Mikrokredite nicht zurückgezahlt werden können und daher die Kreditnehmer wegen der Überlassung Ihrer Sicherstellungen ärmer werden. gibt es dazu Daten?
iCH bin seit über dreißig Jahren Anleger Bei OIkocredit (früher ECDS) . Lange Zeit über hatte ich Da einen großen Teil meines Vermögens. Seit meine Kinder studieren, hat sich das geändert. Ich habe mir andere Möglichkeiten gesucht, mit meinem Kapital einen Cashflow aufzubauen, damit die Finanzierung des Studiums gesichert ist. Zudem habe ich meinen Kindern ein kleines Kapital geschenkt – und zwar als Anteile Bei Oikocredit.
Es gab Zeiten, da gab es mit 2 % mehr Zinsen als bei klassischen Anlageformen. Seit Corona gibt es aber deutlich weniger oder keine Zinsen mehr. Dafür habe ich Verständnis. Unterm Strich bin ich sehr froh mit meiner Damaligen Entscheidung, einen Grossteil meines Geldes für die sinnvolle Unterstützung von Kleinunternehmen angelegt zu Haben. Ich verbringe viel Zeit in Mittelamerika und weiß, wie wertvoll und wichtig der Zugang zu günstigen Krediten für KleinunternehmerInnen und Genossenschaften sein kann.
Lieber Alexander Werle,
viele Jahre hatte ich mein Geld bei Oikocredit gelagert und war damit zufrieden. Jetzt hatte ich wieder vor, geld bei Oikocredit neu zu investieren.
Dabei stieß ich auf deine Website und möchte dir für deine Ausführu-ngen
danken. Mein Geld wird auch wieder bei Oikocredit landen. Aktien und Fonds
sind nicht meine Schiene.
Lieber Alexaner Werle!
Danke für diese gute Zusammenfassung über OIKOKredit. Ich teile deine Einschätzung vom finanzteschnischen voll.
ich sehe es aber doch etwas anders. Mir ist geld nicht so wichtig. so etwas wie oikokredit zu fördern ist mir wichtiger. daher werde ich das als horisiko anlage mit kleiner rendite auch in meine portfolio aufnehmen. ich glaube im klassischen sinne hast du recht, wenn du meinst, dass das eine sehr vernüftige altenative zum speenden ist. wenn es aber nur das ist, ist es dann doch wieder eine spende. ein Almosen.
ich sehe das so. Hier wird menschen vor ort geholfen sich selber zu helfen. Helfen ist immer ein menschlicher akt. jeder menscheliche akt, wenn er gut laufne soll, muss ein austausch sein. ein geben und nehmen. wenn man nur gibt ist das einseitig wenn man nur nimmt auch.
daher ist es für mich sehr wichtig dass ich auch respekt vor dem habe dem ich helfe. der muss sich als mensch angenommen und ernst genommen fühlen. wenn die das geld bekommen so verlangt ihre würde dass sie auch das ihre dafür tun. um dieser würde zu respektieren muss ich aber auch dann das annehmen was sie dafür tun. ich muss das für voll nehmen. das ist das was die können. das passt halt nicht in unsere erfolgsverwöhnte industiregesellschaft. da will jeder rendite auf teufle komm raus. das ist nicht der gedanke der hier dahinter steckt. wenn ich also dies sache nicht in mein portfolio nehmen würde würd ich diese menschen nicht ernst nehmen. das wäre entwürdigend und nicht im sinne der sache. daher werde ich das als nieder rendite horisiko anleihe schon in mein portfolio nehmen. aber eben mit entsprechend wenig kapital.
denn ich habe auch eine würde und muss das investmen auch vor mir verantworten können.
Hier ist mein geühl für selbst und fremdverantwortung gefragt.
lg oliver